Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

218 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
Der Präsident ist sodann nach Compiögne zurückgekehrt, wo ihm die Bevölkerung 
einen warmen Empfang bereitete. Am Montag den 26. April begab er sich mit dem 
Kriegsminister und dem General Dubois zur Besichtigung der Verteidigungslinien an 
beiden Ufern der Aisne zwischen Compiägne und Soissons. Nachmittags nahm er den 
Vorbeimarsch einer Landwehrdiviston ab und kehrte darnach nach Paris zurück. 
Das Ende der Garibaldianer in Frankreich 
Als die Legion der Garibaldianer unter Führung des Abenteurers Peppino Gari 
baldi mit wehenden Fahnen in das französische Heerlager abschwenkte, wurden diesem 
kleinen italienischen Rachekorps in Frankreich stürmische Huldigungen dargebracht. Ur 
teilslose Bewunderer des alten Ricciotti Garibaldi knüpften an das Erscheinen dieser 
wenigen Tausend Freischärler auf dem Weltkriegsschauplatz Erwartungen, die den ganzen 
Kriegszug dieser zweifelhaften italienischen Heldenschar zur Tragikomödie stempelten. 
Denn die französische Heeresleitung hatte für italienische Schauvorstellungen kein Ver 
ständnis, verlangte von Peppino Garibaldi Taten und wies seiner Schar als Feld zu 
kriegerischer Betätigung die Argonnen an (vgl. III, S. 161). Daß hier, wo der ganze 
Ernst des modernen Krieges jedem Mitkämpfenden zum Bewußtsein kam, im Kampf 
gegen das beste Heer der Welt, die Begeisterung mit der Freischar kläglich in die Brüche 
gehen mußte, war nicht weiter verwunderlich. 
Lange Zeit hörte man dann von der Heldenschar nichts mehr. Nur Ricciotto Garibaldi 
machte von sich reden, als er nach Paris und London reiste, um gegen klingenden Lohn 
eine neue Lieferung italienischen Kanonenfutters zu übernehmen. Damit brach auch das 
Verhängnis herein. Anfang März 1915 wies der französische Kriegsminister den Kom 
mandanten des Depots von Avignon, Oberst Pethoy, telegraphisch an, die 1700 Mann 
und 700 Mann Ersatz zählende Garibaldianer-Legion aufzulösen. Die nach Italien heim 
kehren wollten, sollten ihrer Verpflichtung gegen Frankreich ledig sein, die den Kampf 
gegen die Barbaren fortzusetzen bereit waren, wurden in die allgemeine Fremdenlegion ein 
gereiht. Zu diesem unrühmlichen Ende wurde der „Vosstschen Zeitung" aus Rom noch fol 
gendes berichtet: „Die Franzosen empfingen einen üblen Eindruck von der mangelhaften Diszi 
plin, der unbescheidenen Haltung, den lärmenden Zänkereien der Italiener, ihrer Aufgeblasen 
heit und Eitelkeit, weiter von dem Führer des Bataillons, Peppino Garibaldi, der sich wenig 
um seine Leute kümmerte, sondern gern in Paris umherstolzierte, und zuletzt auch von dem 
Gebaren Ricciotti Garibaldis, der takt- und würdelos wegen Geld in Paris und London an 
klopfte. Die Auslösung der Legion erfolgte in schroffer Form und zeigt die französische Undank 
barkeit und Ueberhebung. Sie war aber unvermeidlich, um Zusammenstöße zu vermeiden. 
Die Organisation, die Haltung und der Geist der Freischärler waren zu wenig im Ein 
klang mit den französischen Anschauungen. Daher ihre wenig achtungsvolle Behandlung, 
die nachlässige Verpflegung und die mangelhafte Kameradschaft. Eine Anzahl Entgleister 
und Brotloser trat in die Fremdenlegion ein, die anderen kehrten verbittert und ent 
täuscht nach Italien zurück. Mehrere Offiziere haben unmittelbar nach dem Auflösungs 
dekret ihre Uniform abgelegt und sich aus dem Staube gemacht. Die Mannschaften 
wollen größtenteils Avignon nicht verlassen, ohne die zugesagten Entschädigungen erhalten 
zu haben. Einige Süditaliener bedauerten, nicht in die deutschen Reihen eingetreten zu 
sein und erklärten, ihr Quartier im Papstpalast nicht gutwillig verlassen zu wollen. 
Am grimmigsten gebärden sich die zahlreichen republikanisch Gesinnten." 
So hatte denn das garibaldinische Freischärlertum, an das sich ruhmreiche, geschicht 
liche Erinnerungen knüpfen, auf dem Boden der französischen Schwesternation ein un 
rühmliches und würdeloses Ende genommen.
	        
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