Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

314 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Mitte Februar 1915 
Die verschiedentlich in der Presse aufgetauchte Nachricht, daß die Japaner die von 
ihnen im Jnselgebiet besetzten Plätze später an die australische Regierung abgetreten 
hätten, entspricht offenbar nicht den Tatsachen; im Gegenteil: die Insel Jap, die zuerst 
von englischen Seesoldaten besetzt worden war, wurde schließlich mit Einwilligung von 
London endgültig den Japanern überlassen, die ursprünglich nur vorübergehend austra 
lische Besatzung ablösen sollten, als diese nach dem europäischen Kriegsschauplatz abging. 
Die Japaner errichteten dort einen Flottenstützpunkt. 
Nach einer Zeitungsnotiz hat auch der japanische Minister des Aeußern, Kato, auf eine 
Interpellation in der Kammer Ende 1914 erklärt, die Besetzung der deutschen Südseeinseln 
werde so lange aufrechterhalten, wie es den japanischen Interessen geraten erscheine; 
andere Ansprüche seien wohl angemeldet, ihre Prüfung werde jedoch erst bei der Friedens 
konferenz erfolgen. Noch verschiedene andere Anzeichen weisen darauf hin, daß Japan 
stch anschickt, sich auf den Südseeinseln häuslich einzurichten. Das japanische Ministerium 
des Innern hat einen Verwaltungsbeamten nach der Südsee geschickt, um das bisherige 
deutsche Verwaltungssystem zu studieren und die weitere Verwaltung der deutschen Ko 
lonien in die Wege zu leiten. Nach der Rückkehr erklärte er, die deutsche Verwaltung 
habe ausgezeichnet gearbeitet; besonders habe sie verstanden, sich den Bedürfnissen der 
Eingeborenen anzupassen. Es sei daher sehr zu raten, daß die Japaner dieses deutsche 
System fortsetzten. Der einzige Fehler der deutschen Verwaltung, den der Japaner hat 
entdecken können, ist der, daß sie zu wenig verstanden hat, die natürlichen und wirt 
schaftlichen Schätze und Hilfsquellen der Inseln zu erschließen. Die deutsche Herrschaft 
scheine einzig und allein nach militärischen und politischen Richtlinien und Zwecken ver 
fahren zu sein. Auf jeder Insel, berichtet der Beamte weiter, finden sich eine katholische 
Kirche und deutsche Missionare, die stch neben ihrer religiösen Tätigkeit die Erziehung 
der Eingeborenen zur Arbeit sehr angelegen sein lassen. Von Deutschen leben auf den 
Inseln meist nur noch diese Missionare, da die anderen, zum Teil auf Befehl der ja 
panischen Regierung, die Inseln verlassen haben. Die Eingeborenen haben stch in den 
plötzlichen Wechsel der Regierung ziemlich schnell und ohne Widerstand gefügt. Die 
Häuptlinge geben stch große Mühe, der japanischen militärischen Verwaltung bei der 
Aufrechterhaltung der Ordnung behilflich zu sein. 
Mitte Februar 1915 kam bereits die Nachricht, daß sich in Tokio eine Südsee-Gesellschaft 
gebildet habe, deren Programm die wirtschaftliche Eroberung aller Südseeinseln umfasse. 
Samoa 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Aus Samoa (vgl. II, S. 320) haben die 
englischen Behörden jeden Post- und Telegraphenverkehr mit den feindlichen Ländern sowie 
auch mit der amerikanischen Samoa-Insel Tutuila und den Vereinigten Staaten von 
Amerika verboten. Es sind infolgedessen in der Zwischenzeit irgendwelche direkte Nach 
richten aus diesem Schutzgebiet nicht mehr eingetroffen. Nur die „Samoanische Zeitung", 
die jetzt unter dem Titel „The Samoa Gazette", zum Teil in einem Anhang aber noch 
in deutscher Sprache erscheint, ist ziemlich regelmäßig eingegangen. Aus dem Inhalt 
der Zeitungen ist zu entnehmen, daß die Ansiedler wieder ruhig ihren Geschäften und 
ihren Arbeiten auf den Pflanzungen nachgehen, und daß irgendwelche ernste Störungen 
der öffentlichen Ruhe oder Ordnung nicht vorgekommen sind. Die Schiffe verkehren so 
wohl innerhalb der Samoagruppe selbst, wie auch mit Australien und Neuseeland wieder 
durchaus regelmäßig. Die Beschränkung, wonach der Handel mit der Außenwelt nur 
über die benachbarten englischen Besitzungen und über Australien stattfinden darf, ist 
offenbar aufrecht erhalten worden. Im übrigen liegt kein Anlaß vor, um 
das Schicksal der in Samoa lebenden Deutschen besorgt zu sein.
	        
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