Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Rußlands wirtschaftliche Verhältnisse 253 
Rußlands wirtschaftliche Verhältnisse 
Der Reichshaushalt und die wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung 
Der russische Budgetentwurf für 1915, der den Büros der gesetzgebenden Körperschaften 
vom Finanzminister Bark vorgelegt und in der Dumasitzung vom 9. Februar 1915 ge 
nehmigt wurde (vgl. S. 248), zeigt ordentliche Einnahmen in Höhe von 3080108314 
Rubel und außerordentliche Einnahmen in Höhe von 154 200100 Rubel gegen insgesamt 
3 613 549 398 Rubel im Vorjahr. Die ordentlichen Ausgaben schätzt der Budgetentwurf 
ans 3 078 814 461 Rubel, die außerordentlichen Ausgaben auf 155 493 953 Rubel gegen 
über 3613569398 Rubel im Vorjahr. Die ordentlichen Einnahmen würden somit die ordent 
lichen Ausgaben um 1293 853 Rubel (gegen 262 645 956 Rubel im Vorjahre) übersteigen. 
In der vom Finanzminister beigegebenen Denkschrift wird betont, daß die Aufrecht 
erhaltung des finanziellen Gleichgewichts bei Ausbruch des Krieges infolge der zahlreichen 
neuen Pflichten, die an die Regierung herangetreten seien, ein fast unlösbares Problem 
dargestellt habe, besonders auch deshalb, weil das Verbot des Verkaufs von 
Spirituosen, obwohl es für das Wohl des Volkes eine glückliche Maßnahme war, 
doch die Staatseinnahmen merklich verminderte. Der Bruttoertrag des Branntwein 
monopols für 1915 wird auf 140 Millionen Rubel gegen 900 Millionen Rubel im 
Jahre 1913 berechnet. Gleichzeitig beeinflußte der Krieg notwendigerweise auch andere 
Hilfsquellen des Landes, wie die Zölle, Eisenbahnen usw. Diese Verhältnisse zwangen 
den Minister, nach neuen finanziellen Quellen zu suchen, namentlich nach Vermehrung 
der bereits in Kraft befindlichen Steuern, so der städtischen Jmmobiliensteuer, der Miets 
steuer, der Steuerpflicht der Nomadenvölker, der Biersteuer, Stempelsteuer, Versicherungs 
steuer, Erbschaftssteuer, der Zölle und der Lagersteuer in den Häfen. Die Regierung 
berechnet die hieraus entstehenden Mehreinnahmen auf 400 Millionen Rubel. Ferner 
beabsichtigt die Regierung die Einführung einer Frachtsteuer, deren Ertrag auf 200 
Millionen Rubel berechnet wird, und einer Einkommensteuer, die 150 Millionen Rubel 
einbringen soll. Außerdem setzte der Minister zahlreiche Kredite nicht auf das Budget für 
1915, die für die Durchführung von Gesetzen betreffend Verbesserung des Wirtschafts 
lebens vorgesehen waren, aber ohne ernsten Nachteil auf eine günstigere Zeit verschoben 
werden können. Die durch den Krieg notwendig gewordenen Ausgaben 
schätzt der Minister bis 13. November 1914 auf 1785 Millionen Rubel. Am 
1./14. Januar 1915 wurden die Kriegskosten von Staatskontrolleur Charitonow bereits 
auf 3020 Millionen Rubel geschätzt, täglich koste der Krieg an 14 Millionen Rubel. Diese 
Ausgaben wurden gedeckt 1) durch die am 16./28. August erfolgte Emission von 5prozen- 
tigen Staatsobligationen mit kurzer Verfallzeit von 400 Millionen, 2) durch die am 
1./14. Oktober erfolgte Emission von 5prozentigen Schatzscheinen mit kurzer Verfallzeit 
im selben Betrage, 3) durch die Emission von 4prozentigen Schatzanweisungen von 
300 Millionen am 22. August (4. September), 4) durch die am 3./16. Oktober aufgelegte 
erste innere Anleihe zu 5 Prozent im Gesamtbeträge von 500 Millionen Rubel, die in 
50 Jahren amortisiert und von der zunächst ein Betrag von 300 Millionen Rubel von den 
russischen Banken übernommen werden soll, während denselben Banken eine Option für 
den 200 Millionen Rubel betragenden Rest eingeräumt wurde. Der Uebernahmekurs 
stellte sich auf 92 Prozent, die Weiterbegebung der Anleihe erfolgte zu 94 Prozent, 
5) durch Aufnahme von 12 Millionen Pfund Sterling (250 Millionen Rubel) auf dem 
englischen Markte zur Bezahlung außerordentlicher Aufträge im Auslande, was die 
Gesamtsumme von 1850 Millionen ergebe. Dem muß beigefügt werden, daß, wie die 
Petersburger „Nowoje Wremja" schreibt, England den Kredit von 12 Millionen Pfund
	        
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