Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Hier war es wieder der vom Oberleutnant T a r b u k v. Sensenhorst befehligte 
P a n z e r z u g, der dem Feinde großen Schaden zufügte. Er fuhr bis in die russischen 
Schwarmlinien hinein und überschüttete sie mit einem furchtbaren Geschoßhagel aus 
seinen Maschinengewehren, so daß die Russen Hals über Kopf flüchten mußten. Dieser 
Panzerzug war iiberhaupt der Schrecken der Russen; wie sehr sie ihn fürchteten, geht aus 
der Höhe des Preises hervor, den sie auf seine Zerstörung ausgesetzt hatten. 
Wie am ersten Tage, so ging die Offensive auch an den nächsten mit bestem Erfolge 
weiter. Da unsere Flügel Flanke und Rücken bedrohten, konnten sich die Russen nirgends 
halten und mußten zurück. Am 26. Januar, mittags, betraten die ersten Abteilungen 
unserer Truppen die Paßhöhe, worauf am 27. Januar auch die vierte und wichtigste 
Verteidigungsstellung der Russen genommen wurde, die vor dem Passe auf der Kamm 
linie Krokosna—Szczawinka—Byczok—Kiczera—Sokilski lag und das Paßdefilee be 
herrschte; damit war das Tor nach Galizien aufgerissen.... 
Steile Hänge, ganz verschneite Wälder, die auch im Sommer schwer zu passieren sind, 
leergefressene Ortschaften, in denen kein Huhn, kein Stroh, kein Heu zu finden ist, er 
schwerten die Verpflegung während des Vormarsches außergewöhnlich. Da den abseits 
der Bahn und der Straße operierenden Truppen auch Fahrküchen nicht folgen konnten, 
richtete Feldmarschalleutnant Szurmay, der in seinem Generalstabschef Wilhelm Roeder 
sowie seinen Jntendanzchefs Oberintendant Fab in hi und Intendant Holdonner 
außerordentlich tüchtige und verläßliche Mitarbeiter hat, kleine Industriebahnen 
zum Nachschub für seine Truppen ein. Auch der Verwundetenabschub konnte so leicht 
und bequem eingerichtet werden." 
Von der zweiten Belagerung der Festung Przemysl 
Am 11. Oktober 1914 war die Festung von der ersten Belagerung befreit worden 
(vgl. II, S. 229); die vollständig geschlagenen Russen mußten sich hinter den San zurück 
ziehen. Als dann aber Mitte November 1914 die neu gesammelten russischen Heeres 
massen der sich langsam zurückziehenden Armee Dank! bis in die Gegend von Krakau 
folgten und auch Galizien zur Umgruppierung der verbündeten Armeen von den öster 
reichisch-ungarischen Truppen geräumt werden mußte, rüstete sich Przemysl für eine 
zweiteBelagerung. Schon am 2. November 1914 ist der Zivilbevölkerung befohlen 
worden, die Festung zu verlassen; in Transportzügen wurde sie nach Ungarn, Wien, 
Westgalizien und Mähren befördert und dort in Barackenlagern untergebracht und be 
schäftigt. Auch die Außenforts wurden ausgebessert und verstärkt, die Verproviantierung 
wurde eifrigst betrieben. Bereits eine Woche später war das starke Bollwerk Galiziens 
abermals von den Russen umzingelt, die sich diesmal jedoch in respektvoller Entfernung 
von den Forts hielten und zunächst versuchten, die Festung durch Aushungerung zur 
Uebergabe zu zwingen. Der Festungskommandant, General d. Inf. v. Kusmanek, 
ordnete daher sofort eine genaue Einteilung der Verpflegungsvorräte an und bestimmte 
die Rationen an Brot und Konserven für die aus etwa 60 000 Mann bestehende Besatzung. 
Eine Anzahl erprobter Flieger vermittelte den ziemlich lebhaften Verkehr mit der 
Außenwelt, besonders mit Krakau; ein Flieger allein beförderte einmal 120 Kilogramm 
Postkarten. Auch russische Flugzeuge erschienen wiederholt über der Festung, ohne jedoch 
irgend welchen Schaden anrichten zu können. Nur einmal, Ende Januar 1915, kam es 
nach Mitteilungen des „Berliner Tageblatts" zu einem Zusammenstoß zwischen einem 
russischen und einem österreichisch-ungarischen Flieger. Beide Gegner stürzten in die 
Tiefe und wurden zerschmettert. Der Geist der Festungsbesatzung war, das wird in 
allen Berichten stets wiederholt, andauernd vorzüglich. Im November und Dezember 
1914 fanden unter der Führung des Feldmarschalleutnants v. T a m a s s h mehrere Aus-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.