Volltext: Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Zur zehnjährigen Wiederkehr der 
IKevolutionsiage. 
Die Republik Oesterreich feiert in diesen Tagen ihr 
erstes Jubiläum — zehn Jahre Bestand. Zehn Jahre sind 
eigentlich noch kein richtiger Iubiläumstermin. Für Oester¬ 
reich, für dieses unwahrscheinlich klein gewordene Land, 
das lange Zeit nicht leben und nicht sterben konnte und 
wiederholt die kritischesten Stunden erlebt hat, bedeuten 
aber zehn Jahre unverwüstliche Lebenskraft, sind zehn 
Jahre ein Beweis für die Zähigkeit und den Lebenswillen 
seiner Bewohner, die, als Habsburg ins historische Dunkel 
verschwand, buchstäblich beinahe vor dem Nichts standen, 
ja nicht einmal wußten, ob sie in den nächsten vierzehn 
Tagen nicht verhungern müßten. Die Sozia Idem o= 
traten, die damals, getragen von dem Vertrauen der 
leidenden Massen, als einzige durch den unseligen Krieg 
nicht kompromittierte Partei, die Regierung übernahmen, 
haben damals die Lage gemeistert. Sie haben Frieden und 
Brot gebracht. Ihr historisches Verdienst ist es, daß sich die 
Republik in den Massen, die sechs Jahrhunderte habs¬ 
burgische Lakaienerziehung hinter sich hatten, so rasch ein¬ 
lebte, ihr Verdienst ist es, daß sich! der Uebergang in die 
neuen Verhältnisse so rasch ohne größere Widerstände 
vollzog .. .
	        
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