Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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ohne den Drang seines Herzens. Unser Ruhm soll in Gott sein 
und auf keinem Menschen stehen. Paulus will nicht leiden, dass 
sich Jemand nach ihm Paulisch, nenne. Was wollen wir armen 
Erdenwürmer und Fleischklötze also begehren, dass ich nach ihm 
papistisch, nach ihm zwinglisch, nach ihm lutherisch oder mich 
täuferisch nenne, weil ich sammt ihm auf Christus getauft und 
nicht pabtistisch oder türkisch werde genannt. Ich halte aber mit 
Petrus für meine Brüder alle, die Gott suchen, wenn sie auch 
bis zur Zeit ihrer Ausführung und Erleuchtung noch in Irrthum 
schweben. 
Ich dank Niemand, ja halte jeden für einen Thoren, der 
mir zu Liebe etwas glaubt und annimmt, wessen ihn nicht sein 
Herz versichert. Er soll meine Schriften mit Gottes Wort ver¬ 
gleichen, was er für übereinstimmend hält, annehmen, das übrige 
verwerfen." 
Damit stimmt im wesentlichen überein, was Frank in der 
Vorrede zu seiner Chronik sagt: „Was Wahrheit ist, liebe ich, 
auch wenn sie ein Ketzer sagt, und bitte Gott, dass er ihm die 
übrigen Irrthümer verzeihe. 
Ich bin ja des Fehlens bei den Menschen gewohnt und 
hasse keinen auf dem Erdboden darum, erkenne in ihm vielmehr 
mein eigenes Elend und beweine ihn, denke auch, dass mir noch 
viel fehlet und abgehet. 
Es soll unser Herz um keines äusseren Dinges willen (darum 
sich jetzt soviel zanken) von Niemand, der sonst nach Gott und 
der Frömmigkeit eifert, geschieden sein, er sei Jud oder Griche, 
Paptist oder lutherisch, zwinglisch oder täuferisch. Nicht nach 
den Ceremonien und Sitten der Anderen sollen wir fragen, son¬ 
dern darnach, was uns selbst noch fehlt. Also lehrt uns Christus, 
der suchet die Sünder, thut sich mitten unter sie, und lauft ihnen 
nach, der doch der Sünde so feind war." 
Ein Zeitgenosse Sebastian Franks war Johann Bünderlin 
aus Linz an der Donau. 
Was wir über sein Leben und seine Schicksale wissen, ist 
äusserst dürftig. Wir kennen nicht seine Eltern, nicht seine
	        
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