Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

27 
Sie wollen, sagt ein lutherischer Theologe von ihnen, in 
der Kirche keinen Dienst des Wortes und keine Sacramente 
leiden und rühmen sich, sie könnten aus sich selbst zur Erkenntnis 
Gottes gelangen und in derselben unterrichten. 
Zu diesen Vertretern der freiesten Richtung des Reformations¬ 
gedankens zählen insbesondere: Johann Denk, Ludwig Hetzer, 
Melchior Hoffmann, Christoph Führer, Caspar Schwenkfeld, 
Sebastian Frank und Johannes Bünderlin. 
Yon den Genannten treffen Sebastian Frank und der ihm 
vorschreitende Bünderlin in ihren religions- und philosophischen 
Ansichten vielfach zusammen. 
Im Jahre 1530 zwar stand Frank noch auf gutem Fuss mit 
der lutherischen Lehre, insbesonders mit der Theorie der Recht¬ 
fertigung durch den Glauben und der Sündhaftigkeit der mensch¬ 
lichen Vernunft. 
Erst im Laufe der Dreissiger- und Vierzigerjahre hat er 
jene Ansichten über die Natur der Gottheit und über das Ver¬ 
hältnis von Welt und Menschheit zu derselben kundgemacht, 
welche ihn zum ersten deutschen Naturphilosophen stempeln. 
Frank sucht das Dogma von einem über der Welt stehenden 
Gott mit dem Pantheismus zu vereinen. Ihm ist Gott über den 
Dingen, zugleich aber auch in der Welt, in der Natur. 
Durch die Verkörperung in diesen gelange die Gottheit 
erst zum wirklichen Sein. Er nennt seinen Gott deshalb auch 
eine allwirksame Kraft, das undefinierbare Wesen in allem. 
Es habe keinen Namen, sei aller sichtbaren und unsicht¬ 
baren Dinge Substanz und Leben, das Ding aller Dinge. 
Alle Accidentien, die man Gott andichtet, sind nicht in 
ihm, sondern allein in dem Menschen, denn in diesem sei Gott, 
wie er ihn glaube und denke, an sich willenlos, nehme er erst 
in uns unseren Willen an. 
Von diesem Gott, der in uns und wie er in uns ist, redet 
die Schrift und dichtet ihm deshalb menschliche Eigenschaften 
an. Gott ist also in uns, unsere Natur, unser Wesen, er kann 
deshalb nichts wider uns, nichts wider die Natur thuii, weil ei;
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.