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allen Sekten, die von Luther ihren Ursprung haben, hat keine 
ein schöneres Ansehen und eine grössere äusserliche Heiligkeit 
gehabt, als die der mährischen Wiedertäufer. Andere Sekten sind 
zu dem meresten Theil fast aufrührerisch, blutdürstig und fleisch¬ 
lichen Wollüsten ergeben. Nicht so die genannten Wiedertäufer ! 
Sie nennen sich untereinander Brüder und Schwestern, sie 
fluchen nicht, sie schelten nicht, sie schwören nicht, sie brauchen 
keine Wehr und im Anfang trugen sie auch keine Waffen. Sie 
schlemmen und prassen nicht, sie gebrauchen keine Kleider, die 
weltliche Pracht anzeigen, sie haben nichts Eigenes, sondern alles 
in Gemein. Sie rechten nicht vor der Obrigkeit, und tragen 
alles in Geduld." 
In dem Glaubensbekenntnisse der Wiedertäufer sind ihre 
Tugenden ebenso gegründet, wie ihre Fehler. 
Sie dünkten sich als die auserwählten Gotteskinder, welche 
allein die Wahrheit besitzen. Verachtung von Bildung und Wissen¬ 
schaft, starrer Formalismus, spartanische Erziehung der Kinder, 
saures, mürrisches, misstrauisches Wesen wird ihnen mit Recht 
zum Vorwurf gemacht. Auch von Seelenjägerei sind sie nicht 
freizusprechen. Sie machten für ihre Lehre und Brüderschaft 
eifrig Proselyten und sandten, um Anhänger im Volke zu ge¬ 
winnen, ihre Apostel nach allen Richtungen aus und scheuten 
nicht Mühe und Gefahr. Dieser Umstand und dann die durch 
die Autorität der Kirche ebenso als durch die bestehenden 
Gesetze approbierte Ansicht der Zeit, dass Ketzerei ein von staats- 
wegen zu verfolgendes Malefizverbrechen sei, erklären es, dass 
die Wiedertäufer in Oesterreich ebenso wie in anderen Ländern, 
protestantische nicht ausgenommen, unablässig verfolgt und mit 
Feuer und Schwert vernichtet wurden. Trotzdem war die Wieder¬ 
täuferbewegung bis in die Dreissigerjahre des 16. Jahrhunderts 
hin im steten Wachsen begriffen und waren es insbesondere die 
städtischen Handwerker, welche, durch die socialistische Organi¬ 
sation gereizt, stets neue Zuzüge lieferten.