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1144 Die Geschichte der neuesten deutschen Philosophie. 
jective Wahrheit hat. Das war die zweite Freude. Die dritte Freude 
fügte Jacobi hinzu, daß, weil das Unendliche dadurch nur verendlicht 
werde, es sogar ein Frevel sei, das Wahre erkennen zu wollen. Trost 
lose Zeit für die Wahrheit, wo vorbei ist alle Metaphysik, und nur 
eine Philosophie gilt, die keine ist!" 1 
Um ein Ganzes, ein System aus einem Stück zu sein, fehlt der 
kantischen Philosophie die Consequenz und der Inhalt: das Bedürfniß 
nach Consequenz wollte Fichte befriedigen, das nach dem Inhalte Schelling? 
III. Johann Gottlieb Fichte. 
Johann Gottlieb Fichte aus Ramenau in der Oberlausitz (1752 
bis 1814), durch seine erste Schrift „Kritik aller Offenbarung", weil 
sie für ein Werk Kants gehalten wurde, berühmt gemacht, wurde (nicht 
durch Goethe, wie Hegel sagt, sondern) auf Betrieb des weimarischen 
Ministeriums und des Herzogs nach Jena gerufen, wo er in den 
Jahren von 1794—1799 gelehrt hat; er ging nach Berlin, wurde im 
Jahre 1805 Professor in Erlangen, dann Professor an der neu 
gegründeten Universität zu Berlin (nicht 1)309, sondern 1810), wo er 
den 27. Januar 1814 starb in seinem S2. Jahre. Aus Jena ist 
er durch den Atheismusstreit vertrieben worden, der über einige 
Aufsätze in dem philosophischen Journal entstanden war, welches er 
mit Niethammer herausgab. Fichtes Aufsatz hieß „Ueber den Grund 
unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung". 
Hegel unterscheidet in der fichteschen Philosophie die speculative 
und die populäre, zu welcher letzteren die Reden gehören, wie die 
Reden an die deutsche Nation u. s. f.; er unterscheidet die speculative 
Philosophie in die ursprüngliche und die umgebildete; dazu 
kommen einige „Hauptmomente, die mit der fichteschen Philosophie 
zusammenhängen". Alle diese Dinge werden so kurz und eilig ab 
gehandelt, wie es zwar der Bedeutung des Gegenstandes keineswegs 
entspricht, wohl aber dem Gedränge durch den herannahenden Schluß 
des Semesters! 
Was der kantischen Philosophie abging, war die innere Einheit 
des Princips, woraus der ganze Inhalt des Bewußtseins folgerichtig 
entwickelt werden muß, um dem Ganzen den Charakter des Systems 
und der Wissenschaft zu geben. „Es ist das Bedürfniß der Philo 
sophie, eine lebendige Idee zu entfalten: die Welt ist eine Blume, 
* Ebendas. ©.547-551. — 2 Ebendas. S. 551—553.