Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Der Begriff der Religion. 
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i Ebendas. S. 146-150. - - Ebendas. S. 150—161. 
Denn wir waren nicht dabei. Wer hat die göttlichen Offenbarungen 
bezeugt und auf welche Art? Damit beginnen die Fragen nach der 
Wahrheit des religiösen Inhalts, welche philosophisch beantwortet sein 
wollen. „Die Religion ist der wahrhafte Inhalt nur in der Form 
der Vorstellung, und die Philosophie soll nicht erst die substantielle 
Wahrheit geben, noch hat die Menschheit erst auf die Philosophie zu 
warten gehabt, um das Bewußtsein der Wahrheit zu empfangen."* 
Es ist schon gezeigt worden, wie das religiöse Bewußtsein in der 
Form der Vorstellung oder das gewöhnliche religiöse Bewußtsein von 
Widersprüchen wimmelt. Der nächste Fortschritt in der Richtung des 
Wissens ist daher, daß diese Widersprüche erkannt und erleuchtet werden. 
In dieser „Dialektik der Vorstellung", die zum Theil schon in ihr selbst 
enthalten ist, liegt die ungeheure Wichtigkeit der Aufklärung. Wie 
verträgt sich in der Welt Gutes und Böses, im Menschen Erbsünde 
und Schuld (Freiheit), im Wesen Gottes Einheit und Dreieinigkeit, im 
religiösen Bewußtsein Unmittelbarkeit und Vermittlung? Wir begegnen 
hier von neuem dem unmittelbaren Wissen von Gott oder der 
Gefühlsreligion, deren Mangel und Unhaltbarkeit schon dargethan 
ist. Da die Vorstellung die Momente des Begriffs nicht zusammen 
faßt, sondern äußerlich verknüpft und jedes als etwas Selbständiges 
für sich hinstellt, als ob es unmittelbar gegeben wäre, so ist die Un 
mittelbarkeit „die Hauptkategorie der Vorstellung, wo der Inhalt 
gewußt wird in seiner einfachen Beziehung auf sich". „Es giebt kein 
Unmittelbares, das vielmehr nur eine Schulweisheit ist; Unmittelbares 
giebt es nur in diesem schlechten Verstände." Alle sogenannte Unmittel 
barkeit ist vermittelt und das nunmehr vorhandene und gegebene Product 
einer vorangegangenen Entwicklung. Was man das unmittelbare 
Wissen von Gott, Thatsachen des Bewußtseins, religiöses Bewußtsein 
in der Form des Gefühls nennt, ist vermittelt, sei es durch Lehre und 
Unterricht oder durch göttliche Offenbarung? 
3. Die Beweise vom Dasein Gottes. 
Alles religiöse Wissen ist vermittelt und bedarf der Vermittlung, 
wie das Wissen überhaupt. Ein solches religiöses Wissen sind auch 
die Beweise vom Dasein Gottes, die durch die kantische Kritik für 
widerlegt und vollkommen beseitigt gelten. Hegel faßt diese Beweise 
nicht als Ausübungen der logischen Vernunftthätigkeit, sondern als
	        
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