Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Psychologie. 
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Astronomie, die Chemie für einige ihrer typischen Objecte und Vor 
stellungsarten eine solche bildliche Bezeichnung anwenden. Bekanntlich 
hat Leibniz sich unablässige Mühe gegeben, eine bildliche, ohne das 
Medium der Sprachen allgemein verständliche Schrift (Pasigraphie) 
zu erfinden, ein Versuch, welcher voraussetzt, daß die Gedankenbildung 
einen festen, unverückbaren Abschluß erreicht hat, während sie doch in 
beständigem Fluß und Fortschritt begriffen ist. Vielmehr hat gerade 
der Völkerverkehr durch die Sprachen dazu geführt, daß man die Worte 
analysirt, in ihre elementaren Laute zerlegt, und ein Handelsvolk, 
wie die Phönizier, die Buchstabenschrift erfunden hat. „Das Lesen 
und Schreiben einer Buchstabenschrift ist für ein nicht genug geschätztes, 
unendliches Bildungsmittel zu achten, indem es den Geist von dem 
"sinnlich Concreten zu der Aufmerksamkeit auf das Formellere, — das 
tönende Wort und dessen abstracte Elemente bringt, und den Boden 
der Innerlichkeit im Subjecte zu begründen und rein zu machen ein 
Wesentliches thut." 
Die Intelligenz hat sich auf eine Höhe hinaufgearbeitet und 
emporgehoben, wo ihre Anschauungen von ihr selbst hervorgebracht sind 
und in bedeutungsvollen Worten bestehen, welche auch ihre Aeußerlich- 
keit, ihre gegebene Objectivität haben und darum auch, wie die An 
schauungen auf der ersten Stufe der vorstellenden Intelligenz, er 
innert sein wollen. Diese Erinnerung ist das Gedächtniß. Das 
Gedächtniß hat es mit Worten oder Namen zu thun: es ist „Namen 
behaltend, reproducirend" und zuletzt „mechanisch", indem es eine 
Reihenfolge von Namen behalten hat und auswendig weiß, ohne ihrer 
Bedeutung noch eingedenk zu sein. Das Gedächtniß ist eine höhere 
Stufe der Intelligenz als die Einbildung; darum ist es verkehrt, 
dasselbe auf diese niedere Stufe wieder herabzusetzen, die Namen in 
Bilder zu verwandeln und daraus eine Gedächtnißkunst zu machen, 
wie die Mnemonik der Alten gewollt hat, „diese vor einiger Zeit 
wieder aufgewärmte und billig vergessene Kunst, wobei es sich um eine 
Verknüpfung der Bilder handelt, die nicht anders geschehen kann, als 
durch schaale, alberne, ganz zufällige Zusammenhänge". „Vielmehr 
hat das Gedächtniß nicht mehr mit dem Bilde zu thun, welches aus 
dem unmittelbaren, ungeistigen Bestimmtsein der Intelligenz, aus der 
- Ebendas. § 459. S. 339-846. Vgl. über Leibnizens Versuche der Pasi 
graphie oder universellen Charakteristik meine Gesch. d. neuern Philosophie. Bd. II. 
(3. Stuft.) Buch I. Cap. l. S. 18—15. Cap. II. S. 36-38.
	        
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