Psychologie.
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Astronomie, die Chemie für einige ihrer typischen Objecte und Vor
stellungsarten eine solche bildliche Bezeichnung anwenden. Bekanntlich
hat Leibniz sich unablässige Mühe gegeben, eine bildliche, ohne das
Medium der Sprachen allgemein verständliche Schrift (Pasigraphie)
zu erfinden, ein Versuch, welcher voraussetzt, daß die Gedankenbildung
einen festen, unverückbaren Abschluß erreicht hat, während sie doch in
beständigem Fluß und Fortschritt begriffen ist. Vielmehr hat gerade
der Völkerverkehr durch die Sprachen dazu geführt, daß man die Worte
analysirt, in ihre elementaren Laute zerlegt, und ein Handelsvolk,
wie die Phönizier, die Buchstabenschrift erfunden hat. „Das Lesen
und Schreiben einer Buchstabenschrift ist für ein nicht genug geschätztes,
unendliches Bildungsmittel zu achten, indem es den Geist von dem
"sinnlich Concreten zu der Aufmerksamkeit auf das Formellere, — das
tönende Wort und dessen abstracte Elemente bringt, und den Boden
der Innerlichkeit im Subjecte zu begründen und rein zu machen ein
Wesentliches thut."
Die Intelligenz hat sich auf eine Höhe hinaufgearbeitet und
emporgehoben, wo ihre Anschauungen von ihr selbst hervorgebracht sind
und in bedeutungsvollen Worten bestehen, welche auch ihre Aeußerlich-
keit, ihre gegebene Objectivität haben und darum auch, wie die An
schauungen auf der ersten Stufe der vorstellenden Intelligenz, er
innert sein wollen. Diese Erinnerung ist das Gedächtniß. Das
Gedächtniß hat es mit Worten oder Namen zu thun: es ist „Namen
behaltend, reproducirend" und zuletzt „mechanisch", indem es eine
Reihenfolge von Namen behalten hat und auswendig weiß, ohne ihrer
Bedeutung noch eingedenk zu sein. Das Gedächtniß ist eine höhere
Stufe der Intelligenz als die Einbildung; darum ist es verkehrt,
dasselbe auf diese niedere Stufe wieder herabzusetzen, die Namen in
Bilder zu verwandeln und daraus eine Gedächtnißkunst zu machen,
wie die Mnemonik der Alten gewollt hat, „diese vor einiger Zeit
wieder aufgewärmte und billig vergessene Kunst, wobei es sich um eine
Verknüpfung der Bilder handelt, die nicht anders geschehen kann, als
durch schaale, alberne, ganz zufällige Zusammenhänge". „Vielmehr
hat das Gedächtniß nicht mehr mit dem Bilde zu thun, welches aus
dem unmittelbaren, ungeistigen Bestimmtsein der Intelligenz, aus der
- Ebendas. § 459. S. 339-846. Vgl. über Leibnizens Versuche der Pasi
graphie oder universellen Charakteristik meine Gesch. d. neuern Philosophie. Bd. II.
(3. Stuft.) Buch I. Cap. l. S. 18—15. Cap. II. S. 36-38.