In zwei Stunden schiffen wir über seine Fläche, und sind in dem freundlichen
Markte Mo n d se e angelangt. UeberGröße und Tiefe des Sees habe ich ebenfalls
schon in dem Abschnitte: „Gewässer" berichtet. — Dieser See hat den Namen
von seiner halbmondförmigen Gestalt. — Er soll die größte Tiefe unter allen
den zahlreichen Seen des Oberlandes haben, stellenweise mit 300 Klaftern noch
nicht ergründet. Die Bewohner feiner Ufer sind als sehr gewandte Schiffer im Lande
gerühmt. Hier allein besteht noch die Sitte des sogenannten Streitfahrens (Wett-
ruderns). Unter dem Schalle der Musik fahren die Sieger in einer Viertelstunde
von der Mitte des Sees nach Mondsee. Von Schärfling aus übersieht man den
ganzen See, von Mondsee aus nur das westliche, von Unterach nur das östliche
Horn. Mondsee selbst liegt höchst lieblich, still und friedlich am schönen See. Der
Markt hat 185 Häuser und 1170 Einwohner. Das nun aufgehobene Benedikti-
nerstift Mondsee ward 739—748 von Utilo, dem Baierherzog, begründet. Bis
zu seiner Aufhebung 1786 hatte es 74 Aebte. B. Petz entdeckte hier die berühmte
Mondsee'sche Glosse. Das Benediktinerkloster ist jetzt das fürstliche Schloß, die
Herrschaft Eigen des Fürsten Wrede. Die Kirche ist fehenswerth, ein schöner alt-
deutscher Bau; das Skelett des heiligen Konrad wird daselbst gezeigt. Dieser
Heilige war im XII. Jahrhunderte Abt von Mondsee. Er fiel unter Mörder-
Hand 1145 im Walde bei Oberwang. An der Stelle, wo er starb, entsprang
der Konradsbrunnen, eine noch vorhandene Heilquelle. Der Kirchenplatz im
Markte (der ehemalige Friedhof, jetzt geebnet, mit Bäumen bepflanzt und einem
Brunnen geziert) ist sehr angenehm. Zum Brauer Gugg ist durch die Pappelallee
ein schöner Spaziergang. Am Bäckerladen gewahrt man einen schönen Römer-
stein. Hart am Markte anf einer heitern Anhöhe liegt die Wallfahrtskapelle
Maria Hilf mit dem Madonnenbilde. Sie ward 1420 voni Abt Simoil erbaut.
Mondsee ist ein sehr guter Standplatz zu höchst anziehenden Ercursionen in die
Umgegend. So ist es zwei Stunden zur Kosomauskapelle auf dem Gipfel des
Kolmansberges. Ein herrlicher Punkt. Nur eine Viertelstunde weit liegt die fchöne
fürstliche Meierei, der Prielhof. Die große alte Linde nebenan ist fehenswerth.
Von Schärfling aus kann man über die Wefenaneralpe und die Glashüttenalpe
den Schafberg ersteigen, dessen Aussicht in Europa wohl nur an dem Rigi in
der Schweiz einen Rivalen findet. — Von Mondsee nach St. Gilgen, wo man
den herrlichsten Ueberblick des Wolfgangsees hat, sind nur 3 Stunden. Von St.
Gilgen ans kann man abermals leicht eine schöne Alpe ersteigen. Man geht über
Oberau in die Höllkaralpe anderthalb Stunden. Man übersieht auf dieser Alpe
den Wolfgangfee, den Mondsee undZellersee, so Wiedas Steingebirge am Attersee.