Volltext: Die Wiegendrucke in der bibliotheca publica in Linz

von sehr zweifelhaftem Werte.“ Und als der Kanzler Graf Kollowrat 
dagegen Bedenken erhob, erwiderte er: „Die Vertilgung durch die Stampfe 
oder der Verkauf als Makulatur betrifft bloß den theologischen Wust, und 
da läßt sich selbst von Unvorsichtigkeit kein Schaden besorgen oder doch 
kein solcher, der die Mühe und Zeit, welche die Verfertigung einzelner 
Verzeichnisse fordern müßte, lohnen würde.“ Ähnlich äußerte sich auch 
derPrälat von Garsten, wenn er über die Bibliothek von Gleink schreibt 4 ), 
daß zur Ersparung der Transportkosten die vielen unbeträchtlichen und 
unbrauchbaren Werke, „wie es bei Einsendung deren von der Gleinkerschen 
Bibliothek von dem theologischen, kanonischen und juridischen Fach aus 
den zur Ausfüllung der Kisten beigelegten Büchern zu ersehen ist“, in 
Gleink zurückgelassen werden können. 
Und heute sind diese alten Bücher wieder zu Ehren gekommen, 
heute bilden sie die Zierde jeder Bibliothek, und jeder, der sie in die 
Hand nimmt und aufschlägt, bewundert die prächtige Arbeit und ist 
mehr befriedigt, als wenn er ein modernes Werk mit „Buchschmuck“ 
gesehen hätte. 
So haben wir in diesen Büchern Werke vor uns, die in den Augen 
der Kommissäre Gnade gefunden.. Wie die Mönche, welche sie durch Jahr 
hunderte besessen und getreu behütet haben, aus den Hallen der Klöster 
in die Welt hinaus zerstreut wurden, so wurden auch sie aus den kostbaren 
Schränken genommen und auf den Weltmarkt geworfen; während aber jene 
langst zu Staub und Asche geworden, stehen diese noch da in der Welt 
und legen Zeugnis ab für den wissenschaftlichen Eifer ihrer einstigen 
Besitzer, deren Namen und Wappen viele noch an sich tragen. Aus allen 
Ordenshäusern, von den Benediktinern in Garsten, Gleink und Mondsee, 
von der Zisterziensern in Engelszell und Baumgartenberg, von den Chorherrn 
in Suben, von den Jesuiten in Linz, Steyr und Traunkirchen, von den 
Franziskanern in Pupping, den Dominikanern in Münzbach finden sich Ver 
treter beisammen, deren Namen nach mehr als hundertjähriger Vergessenheit 
der Öffentlichkeit übergeben werden sollen. Es finden sich darunter gute 
alte Bekannte, aus Nürnberg und Straßburg, die ja in keiner Bibliothek 
gefehlt zu haben scheinen; mächtige Bände, die durch ihre Größe imponieren; 
aber auch eine ganz ansehnliche Anzahl von italienischen, feinen Drucken 
aus Venedig, welche Stadt ja erstaunlich viel geleistet hat. Der Umstand, 
daß sie aus sovielen Bibliotheken zusammen kamen, läßt es erklärlich 
erscheinen, daß manches Werk zwei- oder dreimal vorkommt; in dem Ver 
zeichnisse wurde darauf keine Rücksicht genommen. 
*) Hittmair, p. 153. 
Die Bücher befinden sich im allgemeinen in gutem Zustande, wenn 
auch einzelne infolge der verschiedenen Geschicke etwas Schaden gelitten 
haben. Die Einbände sind zum größten Teile sehr schön, oft findet sich 
das Wappen des betreffenden Stiftes angebracht. Merkwürdig ist, daß fast 
überall die Schließen und Beschläge herabgerissen sind. Daß bei manchen 
Werken nur ein Band vorhanden ist, hat wohl in der Sorglosigkeit der 
Organe, welche mit dem Transporte betraut waren, seinen Grund. 
Bei der großen Anzahl der Bücher war zu erwarten, daß sich manche 
Drucke finden würden, die bisher nicht allgemein bekannt sind, wenigstens 
bei H.-C. und Pr. nicht Vorkommen. In der Tat sind 22 Drucke darunter, 
welche beide nicht kennen. Von besonderem Interesse, um nur einen 
hervorzuheben, ist wohl Nr. 380, eine Rochuslegende mit einem Holzschnitt, 
aus der Druckerei des Konrad Zenninger in Nürnberg, welche am ent 
sprechenden Orte ohnehin genau beschrieben wird. Die bisher unbekannten 
Drucke sind; Nr. 21, 42, 54, 225, 227, 233, 24S, 380, 383, 418, 419, 
462, 666, 774, 775, 776, 786, 787, 788, 789, 793, 794. 
Bei manchen, die sich bei H.-C. nicht beschrieben finden, war es 
nicht möglich, zu bestimmen, ob Pr. dasselbe Buch vor sich hatte, da es 
an Materiale zur Vergleichung fehlte, deshalb wird in diesem Falle eine 
genaue Beschreibung gegeben. Auch sonst findet sich eine solche, wenn 
sie bei H.-C. nicht zu treffen ist. Bei anderen Werken, deren Drucker 
bisher nicht bekannt war, wurde die Bestimmung nach Haebler, Repertorium 
versucht und führte auch in den meisten Fällen zu einem sicheren Erfolge; 
in einigen Fällen konnte der Ursprung des Buches nur mit größerer oder 
geringerer Wahrscheinlichkeit angegeben werden, da es an Büchern zum 
Vergleichen fehlte. Neu bestimmt erscheinen die Nr. 30, 38, 43, 74, 82, 
83, 203, 206, 223, 224, 273, 367, 489, 510, 526, 539,- 545, 548, 
552, 779. Es dürfte auch damit der weiteren Forschung ein willkommener 
Dienst erwiesen sein. 
Schließlich gebührt dem Hochw. H. Prof. P. Dr. Rudolf Schachinger, 
Bibliothekar in Melk, für die weitgehende Erlaubnis zur Benützung der 
kostspieligen Fachwerke und dem Bibliotheksvorstand H. Dr. Konrad 
Schiffmann in Linz für das freundliche Entgegenkommen und die Unterstützung 
bei der Arbeit der beste Dank aller interessierten Kreise. 
A. Bestimmte Drucke. 
I. Augsburg. 
1. Günther Zainer. 
1. — 1470. — Durandus, rationale. — Fol. — H.* 6472, Pr. 1523. 
2-Z-O 2. — 1471. — Rodericus Zamorensis, speculum vitae humanae. — Fol. — H.* 
13940, Pr. 1525. 
T
	        
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