Volltext: Die Wiegendrucke in der bibliotheca publica in Linz

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(Reininger, Franz) : Die Wiegendrucke in der 
bibliotheca publica in Linz* 8 Ü 
Aus: Mitt.des österr.Vereines f.Bibliotheks 
wesen. Jg.13* 1910. 
Die Wiegendrucke in der bibliotheca publica in Linz. ] ) 
Die k. k. Studienbibliothek in Linz verdankt ihr Entstehen einer 
Verordnung Kaiser Josefs, nach welcher über die Bibliotheken der auf 
gehobenen Klöster ein Verzeichnis an gefertigt und zunächst nach Wien' 
eingesandt werden sollte, damit dort die für tauglich befundenen Werke 
für die Hof- und Universitäts-Bibliothek ausgewählt, die anderen aber den 
im betreffenden Lande bestehenden Universitäts- oder Lyzealbibliotheken 
zugewiesen würden; nur Bücher, welche keinen Wert zu haben schienen, 
sollten öffentlich versteigert, oder, wenn sich keine Abnehmer finden, als 
Makulatur an die Kaufleute, Krämer oder an die „Papierer“ für die 
Stampfe abgegeben werden. Während von den Handschriften der Klöster 
der grollte Teil nach Wien wanderte, wurden von den älteren Druckwerken 
verhältnismäßig nur wenige beansprucht; z. B. von Garsten nur 4, von 
Mondsee 9, von Suben nichts. * 2 ) Die zurückgebliebenen Bücher kamen in 
die Lyzealbibliotkek, deren Grundstock die Bibliothek des aufgehobenen 
Jesuitenkollegium bildete. Ein Teil wurde aber für das eben gegründete 
Priesterhaus abgegeben. Manche Bücher, welche aus den ersten Zeiten des 
Buchdrucks stammten, dürften den Kommissären .zu wertlos vorgekommen 
sein, so daß sie nicht einmal nach Linz eingeliefert wurden, und so an 
Ort und Stelle zugrunde gegangen sind-; denn die Klöster hatten in ihren 
sehr ansehnlichen Bibliotheken sicher viele Drucke aus dem 15. Jhd., von denen 
aber nur Überreste erhalten sind. In der Studienbibliothek befinden sich, 
soweit es bei oberflächlicher Besichtigung festzustellen war, aus Garsten 
z irka 100, Suben zirka 90, Mondsee und Gleink je etwa 40, Puppingen 
25, Jesuitenkollegium in Linz 50, aus Baum gartenberg, Engelszell, Münz 
bach, Minoriten in Linz, Jesuiten in Steyr und Traunkirchen nur einige 
wenige Werke. 
Mehr Verständnis zeigte sich doch, als etwa in Wien, wo der Präses 
der Studien-Hofkommission, Van Swieten, erklärte 3 ), „es solle alles entfernt 
werden, was bloß Phantasie und Gelehrtenluxus zur Schau trägt; der ganze 
Wust unbrauchbarer Gebetbücher, Legenden und übrigen theologischen 
Ungereimtheiten ist in die Stampfe zu geben; Bücher, die kein anderes 1 
Verdienst haben, als daß sie von gewissen Bibliographen 11 hilf jl: eiii£ 
unbestimmte Weise als Seltenheit ausgegeben werden, alte Ausgaben aus 5 
dem 15. Jhd. und was dergleichen ist, sind für eine Universitäts-Bibliothek 1 
J ) Vgl. diese Mitteilungen 12, S. 1 ff. Über die Geschichte der bibliotheca 
publica ebda. S. 67 ff.. F. A. M. 
2 ) Dr. Hittmair, der Josefinische Klostersturm etc. p. 310, 458; 151. 
3 ) Kerschbaumer, Geschichte des Bisthums St. Pölten, I. p. 599.
	        
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