Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Die Lage der Deutschbalten. 
Die Räumung Estlands und Nordlivlands berührte naturgemäß auf 
das tiefste die Lage der dort angesessenen Deutschbalten. Sie hatten von 
ihren einheimischen Feinden wie von den vordringenden Bolschewisten das 
Schlimmste zu befürchten und blickten hilfesuchend auf ihre reichsdeutfchen 
Volksgenossen. Während nun die militärischen Dienststellen die Baltenfrage 
pflichtmäßig vom Standpunkt der in die Heimat zurückzuführenden Truppe, 
diese selbst ste unter dem Zwang der ihr eingeimpften Vorurteile ansahen, 
vertrat der Generalbevollmächtigte eine wesentlich andere Auffassung. Er 
schreibt in einem nach dem Zusammenhang von Anfang Dezember 
stammenden Bericht an die Reichsregierung: 
„Durch die geschilderten Verhältnisse sind auch die Deutschbalten in eine 
begreifliche Erregung geraten. Sie halten ihre Habe und selbst ihr Leben 
für ernstlich gefährdet und drängen mit Gewalt nach Süden. Wie ich mich 
auf einer meiner letzten Dienstreisen überzeugen mußte, sind die großen 
Landstraßen nördlich Riga von südlich ziehenden Fuhrwerken belebt, auf 
denen die Deutschbalten ihre Familienangehörigen und ihren Hausrat in 
Sicherheit zu bringen suchen. Man kann nicht gerade sagen, daß diese Be- 
sorgnisse der Deutschbalten ganz unberechtigt seien. Es vergeht kaum ein 
Tag, wo nicht die Nachricht von irgendeiner Gewalttat eingeht, der 
Deutschbalten zum Opfer gefallen sind. Trotzdem habe ich bisher den mich 
um Rat fragenden Deutschbalten noch immer empfohlen, im Lande zu 
bleiben. Einem Abtransport der Deutschbalten stehen zudem auch die be- 
schränkten Verkehrsverhältnisse im Wege; wenn man sie den Deutschbalten 
zugreifen, weil geschossen wurde. Auch die an der Bahn Wolmar— 
Haynasch stehenden Sowjet-Truppen gaben nach diesem Erfolg der deutschen 
Waffen dem Detachment den Weg nach Süden frei. Nur eine Dragoner- 
Patrouille fiel ihnen in die Hände. 
Der weitere Marsch über Lemsal vollzog sich ohne Störung. Am 
27. Dezember zog das Detachement „müde, aber wohlbehalten" in Riga n. vezemb-r. 
ein. Von dort erfolgte, am 31. Dezember beginnend, der Abtransport des 
Generalkommandos 60 und der gesamten Dorpater Truppen in die Heimat. 
Sie konnten mit Befriedigung auf ihre letzten Taten zurückblicken, die 
gezeigt hatten, was deutsche Truppen auch in schwierigster Lage unter ziel- 
klarer Führung zu leisten vermochten, wenn sie einigermaßen Disziplin 
hielten.
	        
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