Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Der Rückmarsch der 10. Armee. 
Dabei blieb es dann auch. Nur mußte das Zusammengesetzte Reserve- 
korps sich bei Kowuo auch noch nach Norden sichern, weil der rechte Flügel 
der 8. Armee die Strecke Kejdany—Schaulen am 5. Januar aufgab. 
Besondere Schwierigkeiten waren dadurch entstanden, daß die Reichs- 
28. Dezember, regierung am 28. Dezember, nachdem alle Anordnungen für die Räumung 
von Wilna getroffen waren, den am 20. Dezember von dem polnischen 
Unterhändler, Rittmeister Gorka, vorgeschlagenen Vertrag mit den Polen 
über die Übergabe von Wilna ablehnte und die Behauptung dieser Stadt 
(und von Riga) als dringend erwünscht bezeichnete. Demgegenüber 
waren das Armee-Oberkommando wie das Generalkommando des Zu- 
sammengesetzten Reservekorps der bestimmten Ansicht, daß die Truppen in 
Wilna, fünf schwache Bataillone, ein Kavallerie-Regiment und drei Batte- 
rien, eben zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, keinesfalls aber 
zur Verteidigung der Stadt ausreichten. Außerdem schließe die Agitation der 
Soldatenräte einen Kamps gegen bolschewistische Truppen aus. Den Vor- 
schlag, die Truppen durch eine besonders hohe Zulage zum Bleiben zu ver- 
anlassen, lehnte der Oberbefehlshaber Ost ab, weil dies auf eine Schraube 
ohne Ende hinauslaufe. Er versprach sich auch nichts von dem von dem 
Staatssekretär Erzberger ausgehenden Vorschlag, die litauische Polizei und 
Miliz zu bewaffnen. Da den Litauern jede Organisation fehle, würde 
weitere Waffenlieferung nur den Sowjet-Truppen zustatten kommen. 
29. Dezember. General von Falkenhayn meldete am 29. Dezember, daß die Räumung 
von Wilna unter diesen Umständen nach dem festgesetzten Plan erfolgen 
müsse, und ließ sich darin auch nicht durch einen weiteren Telegrammwechsel 
mit dem Oberbefehlshaber Ost und dem Kriegsministerinm beirren. Ein 
gemeinsames Auftreten deutscher, polnischer und litauischer Truppen in 
Wilna lehnte er als gänzlich unzulässig ab. Schließlich erklärte sich die 
Reichsregierung durch Ferngespräch des Volksbeauftragten Scheidemann mit 
dem Generalbevollmächtigten bei der litauischen Regierung, Zimmerle, mit 
dem Einrücken der Polen in Wilna, d. h. mit dem Übergang der Macht 
an die in Wilna befindlichen Polen, einverstanden. 
4. Januar. Tatsächlich ging die Räumung dann am 4. Januar planmäßig vor sich. 
Die 46. Landwehr-Brigade, die im September 1915als erste in Wilna ein- 
gerückt war, verließ zusammen mit dem Divisionsstab als letzte die Stadt. 
Sie hatte vorher noch gezeigt, wie wenig die Deutschen von ihren Gegnern 
zu fürchten hatten, wenn sie entschlossen auftraten. Die Polen, die eben 
noch wegen Lieferung von Waffen mit den Deutschen verhandelt hatten, 
hatten es sich nämlich nicht versagen können, als diese abgelehnt wurde,
	        
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