Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 486. 
Telegramm des russischen Außenministers 
an den russischen Gesandten in Sofia.1) 
Petersburg, den 5./i8. April 1909. 
Die serbische Regierung hat uns gebeten, ihre Bemühungen zu unter¬ 
stützen, mit Bulgarien Verhandlungen über ein gemeinsames Vorgehen; 
in der türkischen Krise einzuleiten. Unsern Standpunkt ersehen Sie 
aus meinem Telegramm an unseren Belgrader Gesandten. Meinerseits 
bitte ich Sie, diesen Standpunkt bei den weiteren Verhandlungen zwi¬ 
schen Bulgarien und Serbien im Auge zu behalten. Obwohl ich aus den 
Worten des hiesigen bulgarischen Gesandten schließen kann, daß seine 
Regierung bereit ist, die Frage engerer Beziehungen zu Serbien ernst¬ 
lich in Erwägung zu ziehen, so müssen wir dennoch infolge der in dieser 
Frage gemachten Erfahrungen an dem Erfolge derartiger Verhand¬ 
lungen bis zu einem gewissen Grade zweifeln. Jedoch haben wir Grund, 
diesmal größeren Erfolg zu erwarten, da man in Bulgarien die volle 
Unterwerfung Serbiens unter Österreich befürchtet, die für Bulgarien 
die unmittelbare und gefährliche Nachbarschaft mit Österreich-Ungarn 
zur Folge haben würde; andererseits hat mir der bulgarische Gesandte 
die Überzeugung ausgesprochen, daß Bulgarien jetzt eine völlige Eini¬ 
gung mit Serbien in der mazedonischen Frage erreichen könne. Aus 
all diesem geht hervor, wie vorsichtig die Verhandlungen zwischen Ser¬ 
bien und Bulgarien geführt werden müssen, wobei auch wir nicht allzu 
aktiv hervortreten dürfen. 
Is wolski. 
Nr. 487. 
Telegramm des russischen Außenministers 
an den russischen Gesandten in Belgrad.2) 
Petersburg, den 5./i8. April 1909. 
Wir haben stets den Gedanken einer Annäherung zwischen Bulgarien 
und Serbien mit dem größten Wohlwollen verfolgt und eine gemein¬ 
same Handlungsweise dieser beiden Mächte zur Vermeidung von Mi߬ 
verständnissen, die den gemeinsamen slawischen Interessen gefährlich 
werden könnten, gewünscht. 
Benckendorff Bd. I, Nr. 71, S. 102. 
2) Benckendorff Bd. I, Nr. 72, S. io3. 
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