Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

gen und es wieder aus dem Zustande des tiefen Verfalles hochzuheben, 
in den es infolge des in den Augen der zivilisierten Welt höchst unbil¬ 
ligen und vor allem besonders verdammenswerten Verbrechens geraten 
ist. Indem sich Euere Majestät dieser Aufgabe unterziehen, können Sie 
auf meine Unterstützung und auf meine Freundschaft rechnen und kön¬ 
nen davon überzeugt sein, daß es mir nicht weniger als Ihnen selbst am 
Herzen liegen wird, die Bande der guten Nachbarschaft, die unsere bei¬ 
den Länder seit langem verbinden, weiterzuerhalten und zu befestigen. 
Franz-Joseph. 
Nr. 2. 
Konferenz der serbischen Minister, Gesandten und 
führenden Politiker. 
abgehalten in Belgrad vom 22.—20. Juli (4-—7. August) 1905 über die 
Richtlinien der serbischen Politik. 
Auszug aus dem Sitzungsprotokolle. 
Die Punkte i—4 behandeln Fragen von geringerem Interesse. 
Besondere Aufmerksamkeit erheischen: 
5. Unsere Beziehungen zu Rumänien, einem Staat, der immer 
mehr Geneigtheit zeigt, mit uns in engere Beziehungen zu treten. 
6. Die Frage von Kreta nähert sich einer Lösung, welche anfangs 
nicht für möglich gehalten werden konnte. Es fragt sich nun, was 
Serbien im Falle einer Annexion Kretas tun soll? 
7. Nicht geringe Aufmerksamkeit nimmt die Krise in Ungarn 
in Anspruch, und zwar um so mehr, weil unserer Regierung gewisse 
Anzeichen bekannt sind, wonach die Magyaren geneigt wären, mit uns 
in nähere Verbindung zu treten1). Mit dieser Frage stehen im Zusam¬ 
menhang die Maßnahmen zur stärkeren Dotierung der österreichischen 
Militärmagazine in den angrenzenden Landesgebieten, was sowohl ge¬ 
gen die Magyaren als auch gegen uns sich richten kann. Bedeutsam 
nach dieser Richtung hin ist eine jüngst erschienene Broschüre, in 
welcher das Tal der Morawa als der geeignete Weg zum Einmarsch der 
österreichisch-ungarischen Truppen in Serbien bezeichnet wird. Für 
uns ist es wichtig, welche Haltung Deutschland in der Krise der öster¬ 
reichisch-ungarischen Monarchie einnehmen wird. 
8. Bezüglich unserer Beziehungen zu den übrigen Staaten verhält 
es sich folgendermaßen: Deutschland, welches den Dynastiewechsel 
kühl aufnahm, hat in der letzten Zeit sein Verhalten geändert und 
durchblicken lassen, daß es nicht mehr gesonnen sei, stets die Türken 
1) Bezieht sich auf pie Gegensätze zwischen Österreich und Ungarn, die während der 
Ära Kossuth in Ungarn (igo5) den Höhepunkt erreichten. 
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