Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

and in die Hauptstädte anderer Länder zu gehen, um in 
dessen Namen gegen die Annexion (Bosniens) zu pro¬ 
testieren. Jeftanowitsch meint, es sei nötig, daß sie den Protest 
damit motivierten, daß das Volk die Hoffnung hegte, die Diplomatie 
werde sich seiner annehmen; jetzt aber fordern sie eine vollständige 
Autonomie unter der Garantie der Mächte. Er hält dafür, daß eine 
Aktion in dieser Richtung nicht strafbar sei und auch nicht erfolglos; 
nach Verständigung mit Herrn Georg Simitsch1) gibt er dem Wunsche 
Ausdruck, daß ich sofort nach Belgrad gehen soll, um mich (mit Ihnen) 
zu verständigen und Instruktionen einzuholen. Wenn dieser Schritt 
gutgeheißen würde, bittet er um eine größere Subvention; wenn diese 
nicht gewährt würde, wenigstens um Zusendung der Mittel zur Heim¬ 
reise. Wenn Sie finden, daß meine Hinreise nötig ist, so bitte ich um 
telegraphische Nachricht. 
Antwort: 
In dorso: Kommen Sie sofort. Milowanowitsch. 
Nr. 96. 
Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: 
Petersburg, den 
22. März 
L\. April 
1909* 
Ihr gestriges Telegramm habe ich erhalten. Auch Iswolski glaubt, 
daß diese Kampagne ein Manöver sein könne und er will die Sache auf¬ 
merksam verfolgen. Er hat günstige Berichte aus Belgrad auch dar¬ 
über, daß die königliche Regierung und die Skupschtina in voller Har¬ 
monie sind. Anzeichen liegen vor, daß Österreich-Ungarn auch von 
Montenegro eine Erklärung ähnlich der unsrigen fordern wird. Nach 
seinen Informationen ist man in Cetinje vernünftig (raisonnable). Es 
scheint, daß er nicht zufrieden ist mit der Politik Italiens bezüglich 
des Art. XXIX des Berliner Vertrages, über den er — wie er sagt — 
mit Österreich-Ungarn verhandelt und feilscht. Die offiziöse 
„Rossia“ hat einen Artikel gebracht, worin sie konsta¬ 
tiert, daß keinerlei Einschüchterung von seiten Deutsch¬ 
lands stattgefunden hat, um die Einwilligung Rußlands 
in die Aufhebung des Art. XXV des Berliner Vertrages zu 
erlangen, sondern daß dies geschehen ist, um einen be¬ 
waffneten Konflikt zwischen Serbien und Österreich- 
*■) Serbischer Gesandter in Wien. 
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