Volltext: Bilder aus der Heimat 15. Heft. 3. Teil (3. Teil)

Denn 700 fl. sollten die Steinhauer aus Adnet bei Salz¬ 
burg erhalten und 100 fl. der Bildhauer Vogl. Für die 
Bürger des Marktes war dies viel Geld. Aber es war auch 
ein schönes und großes Werk. Und so ward denn beschlos¬ 
sen, ein marmorsteinernes Vrunnenkar bei 
den Steinhauern Graßweger, Thumberger und Leis in 
Adnet anzufriemen und den Bildhauer Vogl das Bildnis 
des Dietmar Anhänger machen zu lassen. 
Wer ist denn dieser Dietmar eigentlich gewesen, von 
dem die Rieder jetzt so viel sprachen? Mit größter Auf¬ 
merksamkeit horchten die Bürger auf die Worte Vogls in 
der Ratssitzung. Zunächst hub er an zu erzählen, wie er 
in dem Buche „Wahrhaftige Histori von dem Kaiser 
Friederich", das zu Augsburg im Jahre 1519 gedruckt 
worden, von den Ruhmestaten des Kaisers Rotbart ge¬ 
lesen, unter anderem auch, wie dieser mit den Vornehmen 
des Reiches, den Herzogen und Rittern, das Heilige Land 
wiedererobert habe. 
Und in diesem Buche stand weiter geschrieben: Auch 
E ck h a r t, Herzog von Bayern, zog mit ihnen über das 
Meer, um die Heiden zu bekämpfen und das Heilige Land 
wieder zu gewinnen. Unter denen, die mit ihm waren, 
befand sich ein guter Christ, der mit seinem Taufnamen 
Dietmar hieß. Seinem geliebten Herzog folgte er 
überallhin, bedürfnislos und freudigen Gemütes. Den A n - 
Hanger nannten ihn deshalb seine Gefährten. Er war 
von niedriger Geburt. Sein Vater ist ein Müller gewesen, 
gesessen zu Ried am Hausruck, am Wasser, das man die 
Ache nennt. 
In den fremden Landen belagerten sie einstmals tage¬ 
lang eine heidnische S t a d t. Im Kampfe allen voran 
war Herzog Eckhart. Des Kaisers Fahne hatte er schon 
auf die Mauern getragen. Doch auch die Feinde setzten 
sich tapfer zur Wehr. Es war ihnen sogar gelungen, dem 
Herzog die Fahne zu entreißen. 
Dietmar sah nun, daß die Christen ohne Fahne nicht 
Ordnung zu halten vermochten, weil sie nicht wußten, wo 
Freund und Feind war. Schnell zog er vom rechten Fuß 
den Schuh ab. Ein Bundschuh war es, gemacht auf 
bäurische Art. Er reichte bis an das Knie und war mit drei 
Ringen zusammengebunden. Und durch den Schuh stach er 
einen langen Reisspieß und hob ihn weithin sichtbar 
empor zum Zeichen eines Paniers. Hierauf übergab 
er ihn dem Herzog Eckhart, der ihn mit Freuden empfing 
und den Seinen zurief, nunmehr dem Zeichen des Bund¬ 
schuhs zu folgen. Die sich im Kampfe verloren hatten,
	        
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