Volltext: Festschrift zur 700 Jahr-Feier des Marktes Ottensheim a/Donau

oder Magazine, wohin die Waren und Erzeugnisse der ganzen Um¬ 
gebung bis zur Weiterbeförderung eingelagert wurden. 
Den größten Gewinn brachte für einige Zeit der Salzhandel. 
Rühmend sprachen noch 1708 die Ottensheimer Bürger, wie die Lände 
einst mit Salzfuhren überfüllt war. Das Salz kam an der Donau, meist 
aber an der Traun herab und durfte nur von wenigen bevorzugten 
Orten nach Böhmen weitergehandelt werden. Böhmen war seit jeher 
reich an allen möglichen Bodenschätzen, allein das lebenswichtige Salz 
fehlte und muhte eingeführt werden. Das Salz wurde am Gewinnungs¬ 
orte in Gestalt eines Kegelstumpfes gepreßt; ein solches Stück, das etwa 
einen Zentner wog, nannte man Stock oder Fuder. Zur leichteren Be¬ 
förderung im Inland wurde der Salzstock in einen gleichgeformten 
hölzernen Behälter, in eine Kufe, verpackt. Für den Transport nach 
Böhmen wählte man aber nicht die kleinen Kufen, sondern seit 1515 
die sogenannten Großkufen. (Leopold Wiederhofer, Geschichte des ober- 
österreichischen Salzwesen, 21. Jahresbericht der Rainer Realschule in 
Wien, 1907, S. 17 u. 53.) An diesem Großkufenhandel nahm für 
einige Zeit auch Ottensheim teil. Die Großkufen wurden an der Donau¬ 
lände in Ottensheim aufgestapelt und dann von dort nach Böhmen 
weiterbefördert. Bor 1655 verlor Ottensheim dieses gewinnbringende 
Geschäft; es begann ein Niedergang des Wohlstandes. Wiederholt be¬ 
klagten sich die Bürger über den Entgang dieser früheren Einnahmen. 
Dafür suchten sie um so nachdrücklicher jede Konkurrenz in der Nach¬ 
barschaft zu beseitigen. 
Da waren es zunächst die Goldwörther Fergen und die von 
Urfahr-Linz, die von der Ottensheimer Ladstätfe Gebrauch machen 
wollten. Die Marktfergen beschwerten sich 1651 beim Marktgericht 
daß ihnen diese Leute „das Brods vom Maul abschünden". Rat und 
Richter versprachen Abhilfe und verboten die Mitbenützung der Lad¬ 
stätte, jedoch mögen die Markfförgen den Fuhrlohn nicht zu hoch an¬ 
setzen. 
Besonders lästig fiel den Marktfergen die Tätigkeit des Mini¬ 
fergen; immer wieder richtete sich gegen ihn ihre Abwehr. Der Mini¬ 
ferg benützte „feit unerdenklichen Jahren die uralte Ladtstätt" am 
Zainat und führte von dort Zehentgetreide, Brunnröhren, Ralfffangen, 
Laden, Latten, Schindeln, Scheiter und dergleichen nach dem Wil- 
heringer Ufer. Um 1636 wurde das Zainat durch einen Wasserbruch 
beschädigt, weshalb der Markt Schutzbauten errichtete. Jedoch wurde 
durch diesen „Einfang" das Zainat für' den Mtniförgen unzugänglich 
und unbrauchbar. Der Wilheringer Hofrichter Martin Wulf erhob 
zwar Einspruch, aber die Marktvvrstehung wies ihn mit der Erklärung 
ab, die Ladestätte liege auf Marktgrund; die Mitbenützung durch den 
Miniferg hätten sie bisher nur aus gutem Willen gestattet. Der Abt 
Kaspar Orlacher verzichtete nun auf die Mitbenützung. Doch diese Nach¬ 
giebigkeit machten ihm später die Ottensheimer zum Borwurf; wenn 
Wilhering ein Recht auf die Ladestätte besitze, so hätte es nicht nach¬ 
geben, sondern gerichtlich vorgehen sollen. 
Der Miniferg benötigte aber unbedingt in dieser Gegend eine 
Berladungsstelle, weil aus öem Tal öes Schröckingerbaches (genau bei 
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