Volltext: Festschrift zur 700 Jahr-Feier des Marktes Ottensheim a/Donau

Donauverkehr und Überfuhren 
bei Ottensheim. 
Bon Dr. P. Leopold Schiller, Professor in Wilhermg. 
Ottensheim erfreut sich einer ziemlich günstigen Lage. Schon der 
Umstand, daß es an der Donau liegt, bedeutet einen Vorteil, denn die 
Bewohner konnten am Berkehr entlang der Donau teilnehmen und 
manchen Nutzen davon schöpfen. Zudem ist bei Ottensheim ein gün¬ 
stiger Punkt für den Berkehr quer über die Donau, für Ueberfahrten. 
3m ganzen Eferdinger Becken herrschen an der Donau die Äuland- 
schaften vor- der Strom ist in mehrere Arme verzweigt, so daß ein 
Ueberfahren umständlich ist, weil mehrere Flußarme nacheinander über¬ 
seht werden müßten. Wenn man sich noch dazu in frühere Jahrhunderte 
und Jahrtausende zurückversetzt, als die Donau ganz verwildert dahin¬ 
floß, bald nach Rorden bis über das heutige Feldkirchen und Mühl¬ 
dorf ausbog, bald im Süden beim heutigen Eferding und Schönering 
sich einen Weg suchte, dann kann man sich noch besser vorstellen, daß 
von Aschach an erst bei Ottensheim wieder ein bequemerer Strom¬ 
übergang möglich war. Der Ottensheimer Schloßberg und die Berge 
des Mühlviertels einerseits und der Kürnberg auf dem anderen Ufer 
zwingen die Donau zu einem ungeteilten Laufe, der hier zum Über¬ 
fahren anlockte. Man kann sagen, Ottensheim ist zu seiner heutigen 
Größe herangewachsen, weil es an einer jener Stellen der Donau liegt, 
wo der Berkehrsweg längs des Stromes von Überfuhren gekreuzt wird. 
Man darf die Vermutung aussprechen, daß an dieser schmalen Stelle, 
die zum Überfahren einlud, die Menschen seit jeher auch tatsächlich 
über die Donau setzten. 
Gerade für die Ottensheimer Gegend läßt sich eine uralte Besied¬ 
lung nachweisen. Schon vor mehreren Jahrtausenden wohnten hier 
Leute, die noch keine Metalle kannten, sondern Werkzeuge und Waffen 
aus Stein verwendeten. Funde aus dieser Steinzeit stammen aus Ottens¬ 
heim, aus den Bergen bei Gramastetten, am rechten Donauuser vom 
Rosenfeld bei' Wilhering und von Fall bei Schönering. 
Obwohl für die Römer die österreichische Donau die Reichsgrenze 
bildete, ist es nicht ausgeschlossen, daß die Römer an manchen Stellen 
auch das linke Ufer besetzten. Bielleicht dürfte auf ihre Anregung hin 
der Weinbau bei Ottensheim probiert worden sein. Der römische Geo¬ 
graph Ptolemäus zeichnete im zweiten christlichen Jahrhundert Land¬ 
karten, die zwar nicht vollständig richtig sein konnten, aber auch nicht 
ohneweiters zu verwerfen sind. An einer Stelle der Donau, die etwa 
Ottensheim und dem gegenüberliegenden Ufer entspricht, zeichnete nun 
Ptolemäus zwei Orte ein: links der Donau Usbium, das also Ottens¬ 
heim bedeuten würde, und rechts Arelape, wofür die Ortschaft Ufer 
in Betracht käme. Wenn die Vermutung nicht zu ungeheuerlich scheint, 
5* 67
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.