Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der Herzog: 
Was Ihr hier bringet vor, es deucht mir billig, 
Ich sagt's auch Euren Abgesandten schon. 
Ihr wißt es ja und hört's aus aller Munde, 
Daß es mein Streben ist, mein Volk zu schützen, 
Zu Recht und Wohlstand stetig ihm zu helfen 
Und glücklich und zufrieden es zu seh'n. 
Mein Kanzler hat bereits den Brief zu Handen, 
Der Euch, will’s hoffen, recht und billig dünkt. 
Herr Kanzler, sagt es hier mit eig'nen Worten, 
So daß es jedem klar und läufig sei, . 
Was mein verbrieftes Recht besagt und gibt. 
Merkt auf, Ihr Ottensheimer, Ihr getreuen, 
Denkt an die Stund' mit frohem Herzensschlag, 
Für mich und Euch fürwahr ein Freudentag! 
Der Kanzler 
(tritt an die Brüstung der Tribüne, entfaltet die Urkunde, hält sie vor 
sich hin und übersetzt den lateinischen Text landläufig): 
Latein ist jetzt der Stilus der Kanzleien, 
Doch deutsch die Sprach' des Bolk's und der Gemein, 
D'rum sag' ich frei Euch den Gehalt der Schrift, 
Ohn' streng' mich nach dem Wortlaut hier zu halten. 
Der edle Herzog, der zu Euch gekommen, 
Bon Österreich und Steiermark Gebieter, 
Leupold Gloriosus zubenannf, 
Entbietet Euch allzeitig Heil und Schuh. 
Wenn der Erlauchte Herzog nun bedenket. 
Wie alles, was nicht schriftlich festgehalten, 
Rur allzuleicht verweht, vergessen wird. 
So will er Euch in Gnad' mit Brief und Siegel 
Gar willig Recht und Freiheit heut’ verleih'n. 
Zuvörderst löst er Euch von Zoll und Maut 
Im Maß’, wie's Enns und Linz bereits genießen. 
Bon heute an braucht Ottensheim nicht mehr 
Für seine Waren Zoll und Maut zu leisten, 
Sei’s donauauswärts oder gegen Wien. 
Habt Ihr bei Euch die Abschrift dieser Freiheit, 
So wird kein Mauteinnehmer Euch beschwer’n 
Und Wein und Salz und Leinwand sind Euch frei, 
Da das Regal für Euch nicht mehr besteht. 
Run kommt das Hauptgeschenk, das klar umschrieben, 
Wohl eines Herzogs Leupold würdig ist, 
Der stets gerechter Bitte leiht sein Ohr. — 
Bisher war Wäyenberg das Landgericht, 
Dem Ihr in Klagesachen unterworfen; 
Run habt den langersehnten Burgfried Ihr,