Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Führerbesprechung. 
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Pläne geschmiedet wurden. Eine Klärung der Lage bedeutete die Ab¬ 
lehnung der von den Westrussen erbetenen Benutzung des litauischen Bahn¬ 
netzes für den Nachschub auf Dünaburg. Mit diesem wahrscheinlich von 
England veranlaßten Bescheid der Kownoer Regierung fiel der Plan eines 
gemeinsamen Angriffs auf die bolschewistische Westfront in sich zusammen'). 
Die deutsche Truppe hielt bis auf den einen Punkt des Abtransports 
in die Heimat Disziplin. Auch die Verlegung des Generalkommandos 
nach Satkuny (I. Staffel) und Janischki (II. Staffel) vollzog sich ohne 
Störung. Der Abtransport der wenigen Truppenteile, die sich dem Vor¬ 
gehen der Eisernen Division nicht angeschlossen hatten, ging ruhig weite?). 
Führerbesprechung am 10. September. 
Wie gespannt indessen die Verhältnisse immer noch waren, geht aus 
dem Verlauf einer Führerbesprechung hervor, die Graf von der Goltz am 
10. September in Mitau abhielt. Zu dieser war der Führer des Freikorps 
Brandts nicht erschienen. Es stellte sich heraus, daß er eigenmächtig von 
Dausk abmarschiert war, um in Litauen einen Regierungswechsel herbei¬ 
zuführen und damit die Grundlage für die politische, finanzielle und militä¬ 
rische Weiterführung des Bermondt-Unternehmens zu schaffen. Es gelang 
dem Kommandierenden General, durch schärfstes Eingreifen das Unter¬ 
nehmen abzustoppen und das Freikorps bei Sheime anzuhalten. Zum 
Verständnis dieses Vorgangs ist zu bemerken, daß Hauptmann 
von Brandts bei all diesen Ereignissen eine selbständige Haltung ein¬ 
genommen hatte, über deren Berechtigung man immerhin reden konnte, 
die durchzusetzen er aber nicht in der Lage war. Er hatte stets an dem 
Gedanken des Kampfes gegen den Bolschewismus festgehalten und sich in 
seinem Befehlsbereich mit Letten und Litauern ganz leidlich verstanden, 
was u. a. daraus hervorging, daß er seinem Korps eine brauchbare 
Lettenformation hatte angliedern können3). Von der Ansiedlungspolitik 
und der einseitigen Lettenpolitik der Balten hielt er nichts. 
Als nun die Liquidation des Baltikumunternehmens dringlich wurde, 
stellte Brandts sich den Russen zu Verfügung und drängte auf schnellen 
Abmarsch an die Bolschewiftenfront. Da dies nur durch Litauen geschehen 
') S. 54. 
2) Abbefördert wurden im Laufe des September: Eskadron Dragoner 2, «in Teil 
des Bataillons Maltzan, Eskadron 2. Garde-Dragoner, Jäger-Bataillon Schneider 
(vom Freikorps Diebitfch), Stab Porck, Eskadron Ulanen 16, Fuhrparkkolonne 1201 
und Stab der 2. Infanterie-Brigade. 
3) Bd. II, S. 118.
	        
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