Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Die russische Westarmee. 51 
Zwischenzeit außerordentlich volkstümlich geworden war, sich unter diesen 
Umständen nach Möglichkeiten umsahen, ihre Wünsche zu verwirklichen. 
General Graf von der Goltz, der den Siedlungsplänen für seine Person 
skeptisch gegenüberstand, hat sich damals trotzdem wenigstens um die Finan¬ 
zierung derselben oder für den Fall des Scheiterns um Siedlungsmöglich¬ 
keiten in der Heimat bemüht, hatte aber weder in der einen noch in der 
anderen Richtung Erfolg. Dafür schien sich jetzt eine neue Aussicht durch 
Anschluß an die sogenannte russische Westarmee zu bieten. 
Die Entstehung der russischen Westarmee. 
Die Entstehung dieses Verbandes geht bis in den Sommer 1918 zurück, 
in dem monarchisch gesinnte russische Offiziere Verbindung mit den Deutschen 
suchten, mit deren Vormarsch auf Petersburg damals gerechnet wurde. Die 
Verhandlungen führten wegen der Unschlüssigkeit auf beiden Seiten nicht 
zum Ziel. Was an Freiwilligen zusammenkam, spielte in dem Gefecht 
bei Pleskau am 26. November 1918') eine wenig glückliche Rolle und löste 
sich in der Folge auf. Es blieben lediglich in Estland eine Abteilung unter 
Oberst von Neff zurück, aus der sich später die Nordarmee des Generals 
Judenitsch bildete, und in Kurland die Abteilung des Fürsten Lieven, die 
sich der Baltischen Landeswehr anschloß. 
Die Neubildung der „Westarmee" wurde dann in Deutschland durch einige 
russische Offiziere betrieben, die in den Kriegsgefangenenlagern Freiwillige 
zu werben versuchten. Die Bemühungen stießen auf die größten Schwierig¬ 
keiten. Teilnahmlosigkeit der Entente, Bedenken der deutschen Regierung, 
Uneinigkeit der russischen Emigrantenkreise unter sich und nicht zum min¬ 
desten Gegenwirkung der Bolschewisten ließen den Plan nicht recht vor¬ 
wärtskommen. 
Das Korps Graf Kelter2) (1. Westkorps). 
Erst im Mai 1919 wurden in Berlin zwischen dem Fürsten Lieven und 
verschiedenen russischen Gruppen Abmachungen getroffen, die zur Bildung 
von drei gemischten Abteilungen unter den Obersten Bermondt, Wirgolitsch 
und Ssobolewski führten. Am 30. Mai ging im Einvernehmen mit der 
Zentralstelle Grenzschutz Ost') der erste Transport der Abteilung Bermondt 
*) 93b. I, 139 f. 
*) So genannt nach dem ursprünglich als Führer in Aussicht genommenen, jedoch 
in der Ukraine ermordeten General dieses Namens. 
») Das Generalkommando des VI. Reservekorps hatte gegen die Entsendung stärkerer 
russischer Kräfte nach dem Baltikum Bedenken vor allem vom finanziellen Standpunkt 
aus geltend gemacht. 
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