Volltext: Die Rainer am Cimone

ragender Weise an diesem Kampf. Er weicht nicht von 
seinem Platze. Nun hat der Verbindungsgraben wieder 
ein neues Opfer verschlungen! Ein den Graben flankieren 
des Infanteriegeschoß verwundet ihn schwer. 
Die Italiener scheinen das Vergebliche ihrer Mühe ein 
gesehen zu haben. Es ist verhältnismäßige Ruhe ein 
getreten. Auch das italienische Artillerie- und Minen 
werferfeuer hält sich in mäßigen Schranken. 
Es geht gegen Mittag! Nicht lange danach ist es uns, 
als ob der Feind erneut zu einem Angriff ausholen wollte. 
Und richtig! Eine etwa zwanzig bis dreißig Mann starke 
Patrouille ist im Begriffe, aus ihren Gräben herauszu 
steigen. Das Feuer der Feldwache treibt sie sofort zurück. 
Unsere Meldung von einem neuerlichen feindlichen An 
griff ist Anlaß dafür, daß die die feindliche Gipfelsteliung 
flankierenden zwei Gebirgsgeschütze am Mte. Seluggio 
neuerdings in Tätigkeit treten. 
Es mag etwa y 2 l Uhr nachmittags gewesen sein, als 
Lt. K i r ch w e g e r im Wege des II. Baonskommandos die 
Mitteilung erhält, daß der Feind infolge unseres wirk 
samen Artilleriefeuers seine vorderste Stellung verlassen 
hätte und sich rückwärts derselben zu decken versucht. 
Die Meldung, die vom Artilleriebeobachter auf dem 
Mte. Seluggio kam, ist richtig! Kein Infanterieschuß fällt 
mehr von der feindlichen Gipfelstellung. 
In fliegender Hast hat Lt. Kirchweger alle Vor 
bereitungen für die Besetzung des Gipfels getroffen. 
Zgf. S ch o b e r der 7. Komp, geht mit einigen Leuten als 
Patrouille voraus. Kdtt.-Asp. S I a b y, der Kommandant 
der Feldwache, und Kdtt. Schuhmann folgen mit etwa 
20 Männern, dem Rest der unverwundeten Mannschaften, 
nach. Ein Meldemann eilt zurück in den Hexenkessel, um 
einen Zug der in den Kavernen als Reserve bereitgestellten 
8. Komp. Lt. Gandlmayer zu alarmieren. 
Zgf. S ch o b e r, Zgf. A b e r g e r, Kpl. P a i s ch e r und 
Gfr. H a n g ö b e I hatten unterdessen die Gipfelstellung 
erreicht. Kein Schuß fällt. Ein beglückendes Gefühl be 
mächtigt sich ihrer, als sie den Gipfel erreichen und einen 
verlassenen Graben erblicken. Sie winken mit der Hand 
nach rückwärts, das vereinbarte Zeichen für die nach 
rückende Mannschaft, daß die Stellung tatsächlich vom 
Feinde geräumt sei. Großes Erstaunen malt sich auf den 
Gesichtern der Tapferen, als sie bei ihrem weiteren Vor 
dringen auf ein schon gegen den Osthang zu verlaufen 
des Grabenstück stoßen. Es ist dicht besetzt mit Italienern, 
die hinter einer mächtigen Traverse Schutz vor unserem 
flankierenden Artilleriefeuer gesucht haben. Die behelm 
ten Köpfe zu Boden gewandt, verharren sie unbeweglich 
in ihrer Stellung, als wenn sie im nächsten Augenblick 
wieder den Einschlag eines Artilleriegeschosses zu gewär 
tigen hätten. Ein Hurra entringt sich den Kehlen der Pa 
trouille. Die Ereignisse überstürzen sich! Die vier Gewehre 
der Patrouille knattern. Schnellfeuer in ahnungslose Men 
schenmassen! Ganz in der Nähe der Stelle, an der die 
Patrouille in den feindlichen Graben einstieg, nicht weit 
von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt, war hinter einer 
Traverse ein feindliches Maschinengewehr eingebaut. 
Plötzlich rattert es! In unsere aufsteigenden Mannschaften? 
Einj.-Frw. Kpl. Heinz Scholz 
8. Komp. 
Es war am 4. August 1916. Mannschaften der 7. Komp, 
hatten sich handstreichartig in den Besitz des Cimone- 
gipfels gesetzt. Schleunigst herbeigeeilte Verstärkungen 
der im „Hexenkessel" bereitgestellten 8. Komp, sollten 
diesen Erfolg sichern. Auch der Schwarm des Einj.-Frw. 
Kpl. Scholz wurde mit dieser Devise vorgeschickt. Der 
Feind, der unterdessen die Situation am Gipfel erfaßt 
hatte, richtete seine Feuerschlünde auf den Gipfel und auf 
unsere vorderste Linie, so daß es nur wenigen Mann 
schaften der 8. Komp, gelang, durch den ganz zer 
schossenen Verbindungsgraben vorwärts zu kommen. — 
Einj.-Frw. Kpl. Scholz verlor dabei fast seine ganze Mann 
schaft. Bei dem Versuche, seinen Komp.-Kommandanten 
Lt. Gandlmayer über die Situation zu orientieren, wird 
Scholz durch einen Kopfschuß, der ihm die rechte Schläfe 
aufriß und das Ohr durchschoß, verwundet. 
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