Volltext: Die Rainer am Cimone

Dienstag, 20. Juni 1916. 
Das I. und II. Baon im Raume von Campana 
Ein sonniger Tag, der eine rege Fliegertätigkeit be 
günstigt! Die weißen Schrapnellwölkchen hoch über uns 
lassen mit aller Deutlichkeit erkennen, daß die Bekämpfung 
von Flugzeugen keine so einfache Sache ist. 
Flugzettel flattern auf uns nieder. 
Sie machen uns in mehreren Sprachen mit dem Falle 
von Czernowitz bekannt und fordern uns angesichts dieser 
großen Niederlage auf, unseren Widerstand aufzugeben. 
Das war ein Vorschlag, der jeden Rainer zum Lachen 
reizen mußte. Was wir wollen ist gerade das Gegenteil! 
An unserem ehernen Widerstand sollen die Angriffswellen 
des Feindes zerschellen. Das ist die Losung, die die Rainer 
beseelt, die sie anspornt, alle Kräfte auf den Ausbau der 
bereits trassierten Widerstandslinie zu konzentrieren. 
Und während ein Teil der Mannschaft noch Stachel 
draht sammelt, arbeitet das Gros bereits fieberhaft an dem 
Bau der Stellung. Hand in Hand damit geht die Erkundung 
unserer Fronten auf ihre Ersteigbarkeit. Rttm. Baar hat die 
Durchführung dieser Aufgabe beim I. Baon dem Kdtt.-Asp. 
Baumgartner übertragen. Jetzt dürfte seine Kletterei, 
bei der ihn eine Partie unserer tüchtigsten Bergführer 
unterstützt, schon im Gange sein. 
Am Plateau aber und am Cimone wird eifrig geschanzt. 
Eine ganz bedeutende Unterstützung wird uns hiebei durch 
den Einsatz der Regimentspioniere und einer Sappeur 
abteilung zuteil, die mit dem Bau von MG.-Ständen und 
Kavernen beginnen. 
Der wichtigste Verteidigungsabschnitt längs der ganzen 
Ostfront ist zweifellos der Raum beiderseits der nach 
Tonezza führenden Serpentinenstraße. Die unter dem 
Kommando des Oblt. Nake stehende 1. Komp, hat ihn 
zu verteidigen. 
Ihre Widerstandslinie verläuft entlang des Plateau 
randes, bei Kote 729 beginnend, quer über die Straße 
halbbogenförmig nach Süden. Rückwärts ihres rechten 
Flügels führt eine Geländefurche aufwärts nach Campana. 
Beiderseits der Serpentinenstraße dehnen sich langsam 
ansteigend Wiesen, Felder und Obstgärten. Sie begleiten 
Kdtf.-Asp. Eduard Baumgartner 
Alpiner Referent des I. Baons 
Kdtt.-Asp. Baumgartner, ein Kriegsfreiwilliger, dem Lehr 
beruf entstammend, rückte mit dem 19. Marsch-Baon zum 
Regiment ins Feld ab. Seiner alpinistischen Praxis verdankt 
Baumgartner die Zuteilung zum I. Baon als alpiner Re 
ferent. Die am 20. und 21. Juni 1916 unter seiner Leitung 
stehende Erkundung der Ost- und Südfront des Tonezza- 
plateaus auf seine Ersteigbarkeit, trug ihm die außertour- 
liche Beförderung zum Kadett i. d. R. ein. 
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