Volltext: Historische und topographische Darstellung von Korneuburg und Stockerau und ihren Umgebungen, oder das Decanat am Michaelsberge [9,2] ([9] = Abth. 2 ; Bd. 2 ; / 1829)

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Daö Kirchenve r möge n wurde inzwischen von der Ge 
meinde durch die Kirchenvater besorget/ und mit Liebe 
und Eifer trug sie die Erhaltung und Verbesserung der Kirche. 
So wurde gegen das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts 
der Thurm auf ihre Kosten neu gebaut/ und wichtige Re 
parationen an dem übrigen Gebäude vorgenommen. Im Jahre 
,665 wurde das Stift von dem paussauischen OfficialeN/ Gra« 
fen von Losenstein/ beschuldiget/ daß es das Vermögen 
der Kirche eingezogen habe; er forderte den Ersatz des Capi 
tals/ welches in 680fl. bestand/ so wie die dafür ausständi 
gen Interessen/ die sich damahls auf bo8fl. belaufen hätten. 
Bey der darüber gehaltenen Untersuchung aber zeigte es sich/ 
daß nicht das Stift/ sondern die Gemeinde dieses Geld zu ih 
rem Bedarf entlehnt habe. 
Im Jahre 1704 wurde durch einen Caplan von Nie de r- 
hollabrun das an der Seitenwand der Kirche hängende, 
auf Leinwand gemahlte Bild, welches die Verkündigung 
Mariens vorstellte, eigenmächtig hinweggenommen, und 
in der Pfarrkirche zu Hollabrun aufgehangen. Dieses Bild hatte 
seit einiger Zeit einen großen Zulauf verursachet, und daher 
wollte man selbes vielleicht lieber in der Haupt-, als Neben 
kirche haben. Die Gemeinde suchte zwar um die Rückgabe des 
Bildes an, erhielt aber selbes nicht, worüber sie in ihrem Ei 
fer so weit ging, daß sie das Bild von der Wand eigen 
mächtig herabnahm, und in feyerlichem Zuge auf den alten 
Platz zurücktrug, und wohl befestigte. Das Consistorium 
verlangte Strafe über diese Verwegenheit, das Stift nahm 
sich seiner Unterthanen darum an, weil es sich für beleidige 
halten mußte, daß man an selbes keine Anzeige gemacht hatte. 
Endlich wurde die Sache dahin verglichen, daß das Bild in 
einen Kasten der Sacrlstey verschlossen werden sollte, was 
auch geschah. Dennoch nahm der Zulauf des Volkes zu. 
Im Jahre 1712./ am 3o.May, kam abermahls einCa- 
plan von Nied er hollabrun auf den Berg, begehrte 
von dem dort wohnenden Einsiedler den Sacristeyschlüffel, 
eröffnete hierauf den Kasten , und nahm das Bild mit sich 
hinweg. Das Stift beklagte sich hierüber bey dem Consistorium;
	        
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