Volltext: Alpenkrieg

Geschütze, als der Verteidiger in der Nacht auf den 
20. Oktober seine Kavernen verläßt und sich zum letz¬ 
ten Sturm sammelt. Der Feind ist wohl um ein Viel¬ 
faches stärker, aber auch er hat in den verschiedenen 
Zusammenstößen schwer gelitten, und das Feuer der 
österreichischen Mörser, das nun dauernd auf seinen 
Ausgangsstellungen, Anmarschwegen und Batterien liegt, 
zerrt mächtig an seinen Nerven. Daß sich das Blatt wen¬ 
den könnte, fürchtet bei den Italienern kaum jemand. 
Sie halten ihren Gegner für gänzlich, zusammengehauen, 
wohl noch zäh in der Verteidigung, aber kaum mehr 
fähig zu einem Vorstoß, noch dazu ohne gründliche Ar¬ 
tillerievorbereitung. 
So gelingt es den Kaiserjägern und Bosniaken, un¬ 
bemerkt an den Feind heranzukommen. Aber die Alpini 
erweisen sich auch in dieser Lage als zähe und tapfere 
Soldaten. Sie lassen keine Panik aufkommen, sondern 
stellen sich dem nächtlichen Angreifer zu einem Hand¬ 
gemenge, das mit größter Erbitterung von Stein zu 
Stein, von Trichter zu Trichter ausgetragen wird. Stol¬ 
pernd und stürzend, über Leichen und Trümmer hin¬ 
weg, manchmal mit raschem Ansprung, dann wieder in 
einen langwierigen Kampf mit einigen geschickt ver¬ 
schanzten Gegnern, erreichen die Kaiserjäger ihre alte 
Stellung auf der Platte; können es selbst nicht glauben, 
daß nun das Unwahrscheinliche doch gelungen ist und 
den Italienern der Berg wieder entrissen ist! 
Am nächsten Morgen, dem 20. Oktober, beginnt es 
zu schneien. Der Feind vermag sich nicht mehr aufzu¬ 
raffen. Völlig erschöpft, liegt er in seiner Ausgangsstel¬ 
lung. Die letzten vier Tage allein haben ihn über 
4000 Tote und Verletzte und an die 400 Gefangene ge¬ 
kostet, eine schwere Einbuße, dem keinerlei Erfolg 
gegenüberstand. Und nun muß er seine Stände mög¬ 
lichst rasch verringern, will er nicht neue zwecklose 
Opfer dem Winter bringen. 
Daß auch die Kaiserjäger ungeheure Verluste erlitten 
haben, ist nicht zu leugnen. Schon das Gelände mit 
seiner verheerenden Steinschlagwirkung, dann aber auch 
die Wut, mit der gefochten wurde, die Zahl und Schwere 
der Nahkämpfe hatten ihre grausamen Spuren hinter¬ 
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