aus den achtziger Jahren und wurden voraussichtlich
überrannt*
Nicht viel weniger kritisch war die Lage an der
Kärntner Grenze, namentlich in der Gegend des Plöcken-
Passes. Auch hier bedurfte es nur eines schwachen Tag¬
marsches Raumverlust und der Feind stand im Drautal,
hatte seine Hand an der Schlagader der Alpenfront.
So schien dieser Feldzug aus rein militärischen Er¬
wägungen heraus vom ersten Tag an verloren zu sein.
Wenn er es nicht war, ja wenn er schließlich zur Krö¬
nung der Ruhmesgeschichte einer Armee wurde, die mehr
als siebentausend Schlachten bestanden hat, so ist das
auf die Wiedergeburt einer alten Weisheit zurückzu¬
führen: Daß es immer der Mann ist, der den Kampf
entscheidet und nicht die Waffe, nicht die Ueberzahl,
nicht die Ungunst der allgemeinen Lage.
5.
Das letzte Spiel der Diplomaten. Man sucht gar
nicht mehr nach gedrechselten Worten, die meist nur
darauf angelegt sind, dem andern die Schuld an den
kommenden Dingen in die Schuhe zu schieben. Es dreht
sich nur um einen guten Abgang. Am 26. April hat sich
Italien mit dem Londoner Abkommen schriftlich ver¬
pflichtet, binnen Monatsfrist in den Krieg einzutreten.
Nur wenige Tage Frist also. Frankreich und England
drängen, die schwer geschlagenen Russen senden einen
Hilferuf nach dem andern. Vielleicht war die allgemeine
Lage noch nie so günstig wie jetzt. Wenn die Mittel¬
mächte die bei Gorlice geschlagenen, unaufhörlich gegen
Osten zurückflutenden Armeen des Zaren aus den Fän¬
gen lassen müssen, hat Italien zum zweitenmal ent¬
scheidend in den Weltkrieg eingegriffen, ohne einen
Schuß abzugeben. So war es im Spätsommer 1914 ge¬
wesen, als seine Neutralitätserklärung die französischen
Divisionen an der Alpengrenze freimachte und sie in
die Marneschlacht warf. Damals wurde Frankreich ge¬
rettet, heute wird es Rußland sein.
Der 23. Mai ist da, Pfingstsonntag. In Wien, in
Budapest, in allen Gauen der Doppelmonarchie flattern
15