Volltext: I R 14

abbiegend die Höhe. Vor uns ein übersichtliches Plateau. Die Karte zeigt einen tief eingeschnitte¬ 
nen Karrenweg, auf dem wir ungesehen weiterkommen können. Kadettaspirant Strach geht mit 
einer Patrouille voraus, ich folge mit meinen Ordonnanzen und Kadett Steinacker führt mir 
die Kompagnie auf 600 Schritte nach. Alles geht im Hohlweg gebückt, damit wir uns nicht 
verraten. Vor uns steigen hohe Rauchsäulen auf, die Russen haben alle Ortschaften in Brand 
gesetzt. Da kommt ein Mann atemlos zurückgelaufen — er ist von Strachs Patrouille. „Die 
Russen haben bei Wloki eine Stellung bezogen und arbeiten fleißig mit Krampe und Schaufel." 
Na endlich! Ich laufe vor zu Strachs Patrouille. Er liegt hinter einer flachen Welle 
und sucht die Stärke des Feindes zu bestimmen. Die Russen arbeiten ahnungslos; denen werden 
wir die Arbeit versalzen. Rasch geht der Befehl zurück: „Schwarmlinie gedeckt bis an den 
Höhenrand vorkriechen." Ein rasendes Feuer. Die Russen stürzen Hals über Kopf in ihren 
Graben und es dauert lange, bis sie zur Feuererwiderung kommen. Aber eine Dackelbatterie läßt, 
aus einem Wäldchen auf zirka 1000 Schritte, ein Schnellfeuer mit Schrapnells auf uns los. 
Im Nu haben wir Verwundete. 
Jeder trachtet schnell wenigstens einen Kopfschutz zu schassen und wirft seinen Rucksack 
als provisorische Deckung vor sich hin. Da schreit der Bruder des Dienstführenden Huemer auf — 
eine Schrapnellkugel war ihm durch die Schulter in den Leib gedrungen. Der Feldwebel sorgt, 
daß er verbunden zurückgetragen wird, dann aber kniet er vor der Schwarmlinie ausrecht 
nieder und beginnt mit verbissener Wut zu schießen. Kein Zureden hilft, er hört es nicht. Wie 
lange er schießt — ich weiß es nicht, ich glaube es waren Stunden. Und die Vorsehung beschützt 
sein Rächerwerk; er bleibt unverwundet. 
Indessen geht eine Meldung mit Skizze über die Stellung der Russen zurück. Allein 
lagen wir auf 600 Schritte vor dem Feind, den Ausbau seiner Stellung verhindeind. Wir 
wurden unangenehm, das merkten wir am heftigen Feuer, mit dem er uns bedachte. Und was 
zu erwarten, begann nach vier langen Stunden. Eine bis zwei Kompagnien Russen verschieben 
sich gegen ein Wäldchen in unsere rechte Flanke, während Infanterie- und Artilleriefeuer von 
vorn uns niederzuhalten versucht. Wir bilden einen Haken zur Abwehr, während die Russen 
bedächtig gegen uns herankriechen. Wo bleibt das Regiment? Fünf Stunden harren wir schon aus 
und die Situation wird kritisch. Da mit einemmal gehen die Schrapnells, statt ans uns, über 
die eigene Linie hinweg und explodieren weit rückwärts. Ich drehe mich um: Auf 1000 Schritte 
kommen in langen Ketten die Schwarmlinien des Regiments sprungweise heran. Jeder hat das 
Gefühl der Freude. Wir sind wieder mit dem Regiment vereint und geborgen. 
D. Die Feuertaufe des I. Marfchbasns des Infanterie¬ 
regiments Ar. 14 in der Schlacht bei Lemberg. 
Von Hauptmann Lambert Popp. 
Am 6. September hatte das Marschbaon, im Verbände seiner Brigade, Zeltlager 
bezogen. Nach allen den vielen Tagen und Nächten, die wir aus Hauptposten und Feldwachen, 
in einer Kartoffelackerfurche oder in einem Erdloche liegend, im Freien verbracht hatten, erschienen 
uns nun die Zelte als luxuriöse Quartiere und die dichte Strohunterlage, die wir eiligst herbei¬ 
schleppten, versprach einen herrlichen Schlaf. 
Neugestärkt krochen alle am nächsten Morgen aus den Zelten, die dampfenden Feld¬ 
küchen servierten jedem den täglich so sehnsüchtig ertvarteten heißen schwarzen Kaffee, mit dem 
spärlich vorhandenen Wasser wurde die dringendste Reinigung vorgenommen und nachdem auch 
Rüstung und Monturen ihrer unvorschriftsmäßigen Staub-und Schmutzkrusten entledigt waren, 
streckten und dehnten wir uns im wärmenden Sonnenschein. Der schlief noch ein Stündchen,
	        
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