Volltext: Abtei Engelszell an der Donau

2. Sie Wege ves ssamillellgelltes im Kloster 
»Also, Sachsenkind und Fremder, 
Traten ein die Grdensleute, 
Jeder anders, alle einig 
In dem einen edlen Streite? 
Alle einig, für des Kreuzes 
Banner bis zum Tod zu kämpfen, 
Leid zu lindern, Leid zu tragen 
Und der Wünsche Gier zu dämpfen/ 
(„Dreizehnlinden") 
„Jeder anders, alle einig", das gilt schon im natürlichen Familien- 
verbande. Denn selbst solche, die durch die Bande des Blutes verbunden 
sind, weisen kaum einmal dieselben Anlagen, dasselbe Naturell, dieselben 
Anschauungen auf. „Tot capita, tot sensus! Soviel Köpfe, soviel Sinne!" 
gilt auch hier. Da muß ein Band, stärker noch als die Bande des Blutes, 
die ganze Familie einen und zusammenschließen, trotz der Eigenheiten der 
einzelnen, das Band nämlich ertragender, opferbereiter, selbstloser Liebe. 
?n der Betätigung dieser Liebe offenbart sich der echte Familiengeist, der 
jede christliche Familie auszeichnen soll, namentlich auch die klösterliche Familie. 
In der klösterlichen Familie wachsen zunächst die Schwierigkeiten des 
Zusammenlebens. Ein Verbundensein durch die Bande des Blutes fällt 
hier ganz weg. Dazu sind die klösterlichen Familien meist größer, zahl¬ 
reicher als die kinderreichste Familie im natürlichen Familienverbande. 
Und die Mitglieder der klösterlichen Familie sind meist Menschen, die sich 
früher nie gesehen und gekannt hatten, die sich mit ihren Eigenarten und 
Gepflogenheiten ans aller Herren Länder zur Gründung einer Familie 
zusammengefunden haben. 
Daß es in solchem Familienverbande in erhöhtem Maße des echt 
christlichen Familiengeistes bedarf, jener rein übernatürlichen, starken Liebe, 
die wie ein fester Kitt alles zusammenhalten muß, liegt auf der Hand. 
Aus diesen Erwägungen heraus hat der hl. Vater Benediktas für 
feine Mönche das klassisch schöne 72. Kapitel seiner Mönchsregel geschrieben, 
dem man füglich die Überschrift geben könnte: „Die Pflege des Familien¬ 
geistes im Kloster". 
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