Volltext: Aurolzmünster, Peterskirchen und Eitzing

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zu lassen, als es dem Feinde zu übergeben. Zum Standrecht gehörte damals 
das Recht mit den langen -Spießen, wovon das Spießruthenlaufen her¬ 
kommt; der Verurtheilte wurde aber nicht von Rutheu der eine Gasse bilden¬ 
deil Soldaten blos geschlagen, sondern in die vorgehaltenen Spieße derselben 
hineingejagt, dass er sterben musste. Sobald er verschieden war, kniete die 
rächende Versammlung nieder und betete für seine Seele. Ehrenhaftigkeit 
und guter Leumund war zur Aufnahme in die Gemeinde der frommen 
Landsknechte erforderlich — nur Kinder wohlhabender Eltern konnten 
daher der Werbetrommel folgen. Die Standesehre war auch damals dem 
Soldaten ein heiliges Gut, jeder ehrliche Kriegsmann handelte nach dein 
Grundsätze: Waffengewalt sei nur in gerechter Sache statthaft und 
in ehrlicher Nothwehr, nicht aber des Angriffes und des 
Raubes halber. Freilich haben die lange dauernden Kriege die Soldaten 
verwildert und diese schönen Grundsätze vergessen lassen. 
Vorstehendes Culturbild wollen wir mit einem kurzen Blicke auf 
die wichtigem politischen und religiösen Ereignisse für die Zeit von 
1000—1500 schließen. In diesen Zeitraum fallen viele Kämpfe und 
Kriege und große und folgenschwere Umwälzungen auf dem politischen 
und religiösen Gebiete. In diesem Zeitraume spielte sich der große einzig 
in der ganzen Weltgeschichte dastehende Kampf zwischen den beiden obersten 
Gewalten aus Erden, Papst (Gregor IX.) und Kaiser (Friedrich II.) 
1073—1268 ab, dessen Wellen bis in das entlegenste Dorf schlugen und 
das ganze Reich in zwei Parteien spaltete, so dass selbst die Diener des 
Heiligthums, Bischöfe und Priester, sich gegenseitig befeindeten. Auch unser 
damalige Diöcesanbischos Rüdiger in Passau (1233—1250), welcher es 
mit den Feinden des Papstes hielt, musste excommuniciert und abgesetzt 
werden. Als er im hohen Dome eben die Priesterweihe ertheilte, wurde 
ihm das Excommunicationsschreiben übergeben; vom Zorne übermannt, 
warf er das Schreiben zu Boden und schlug den Ueberbringer mit der 
Faust in das Gesicht. Welche Aufregung wird .erst unter dem Volke 
geherrscht haben ?- — In diesem Zeitraume tritt uns wie ein leuchtender 
Stern in finsterer Nacht die ehrfurchtsvolle Gestalt des Anherrn unseres 
erlauchten Kaiserhauses, der Liebling des Volkes, Rudolf von Habs- 
burg (1273—1291) als Begründer einer friedlicheren Zeit entgegen, 
obschon derselben noch die Kämpfe mit dem Böhmerkönig Ottokar 
vorausgieugeu, und der unselige Streit um .die deutsche Kaiserkrone 
zwischen Oesterreichs Herzog Friedrich dem Schönen und Ludwig 
dem Bayer nachfolgten, der soviel Blut kostete und zumeist auch in 
unserer Gegend zwischen den Parteigängern beider Häupter ausgesochten
	        
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