Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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Don Juans Entfernung aus Madrid verminderte indessen weder die Zahl 
noch den Eifer seiner Anhänger. Der Prinz klagte unaufhörlich über Nidhard; in 
ihm und mit ihm suchte er die Königin zu treffen und herabzusetzen. Dem castilischen 
Adel, welcher zu einer Empörung leicht zu entflammen war, schilderte er seine fort- 
währenden Demütigungen. Die Aragonier und Castilier hingen ihm an; die 
Herzoge von Osuna und Infantado, sowie der Marques von Liche und andere 
unterstützten seine Intrigen.1) 
Die Regierung wagte einen zweiten Schlag. Am 14. Oktober 1668 wurde 
Bernhard Patino, ein Bruder von Don Juans Sekretär, samt zwei Dienern verhaftet und 
verhört. Ihre Aussagen wurden mit großer Sorgfalt aufgezeichnet und sollen 
bewiesen haben, daß ein Attentat gegen Nidhard geplant wurde. Eine Folge dieser 
Verhöre war, daß am 21. Oktober der Hauptmann der deutschen Garde Marques 
von Salinas den Befehl erhielt, sich mit einer Anzahl von Offizieren sofort nach 
Consuegra zu begeben, um Don Juan zu ergreifen und festzunehmen. 
Als die Herren dort ankamen, fanden sie das Nest leer. Der Gesuchte 
war von seinen Helfershelfern gewarnt worden und mit dreißig Pferden nach 
Aragon entflohen. 
Pötting, welcher sich damals mit Nidhard besser stand, bemerkt, daß bei dem 
Beschlusse, Don Juan gefangen zu nehmen, von vielen Seiten absichtlich gezögert 
und gefehlt worden sei, so daß dieser überflüssig Zeit hatte, zu entkommen. Die 
Königin habe sich so aufgeregt, daß man ihr zweimal zur Ader habe lassen müssen. 
Don Juan wolle nicht nur Nidhard beseitigen, sondern sich der ganzen Regierung 
bemächtigen. 2 ) Die Königin wisse nicht, wem sie trauen dürfe und erwarte des 
Kaisers Ratschläge; Nidhard traue ebenfalls niemandem.3) Der Kaiser schrieb: „Daß 
captura (die Verhaftung) Don Juans nit erfolgt, ist kein Wunder, weilen et con- 
sultores et executores (sowohl die Ratgeber als auch die Vollzugsorgane) es ihm 
bei Zeiten werden erindert haben." Im übrigen, meint er, solle sich die Königin 
an die Räte halten, dadurch entschlüpfe sie dem Hasse.4) 
 
8. Angriffe und Abwehr. 
Don Juan hatte noch Zeit und Muße gehabt, von Consuegra aus unter 
dem 21. Oktober 1668 einen äußerst aufgeregten Brief an die Königin zu richten 
voll von Lästerungen und Verleumdungen über Nidhard, voll Klagen über dessen 
angebliche Tyrannei und „die verdammte Bosheit", welche dieser wider ihn geschmiedet 
habe durch die Verhaftung des Bruders seines Sekretärs. Er habe beschlossen, 
sich in Sicherheit zu bringen, verwahre sich aber dagegen, daß man dieses sein Vor- 
gehen als Schuldbeweis betrachte. Er gestehe aufrichtig, daß der wahre Grund, 
der ihn gehindert habe, nach Flandern zu gehen, die Absicht gewesen sei, die 
„verruchte Bestie", die so unwürdig sei, sich der Königin zu nahen, aus der Um- 
gebung derselben entfernen zu lassen. Diesen Entschluß habe ihm Gott durch eine 
übernatürliche Erleuchtung in dem Augenblicke eingegeben, als er die schreckliche 
Gewalttat erfahren habe, die an Malladas, den er als unschuldig hinstellt, begangen 
wurde. Bedeutende Theologen hätten ihm den Rat gegeben, diesen Pater heimlich 
aus der Welt zu schaffen, doch habe er das nicht tun wollen, um nicht an der 
________ 
1) Nach Adams Geschichte von Spanten. III. S. 113. 
2 ) Schreiben vom 31. Oktober 1668. 
3 ) Schreiben vom 13. November 1668. 
4 ) Schreiben vom 6. Dezember 1668.
	        
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