Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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wohl glauben, daß er dieser Zeit inter meos devotos (unter meinen Anhängern) 
primum locum (den ersten Rang) halten möge. In casum aber mortis regis 
(falls aber der König sterben sollte) möchte es sich wohl anderst zeigen, dann seine 
hohe Gedanken der ganzen Welt bekannt sein." — Ein gleichzeitiges Kanzleireskript 
aus Wien enthielt die Weisung an Pötting, er solle sich nicht zu sehr mit Don 
Juan einlassen; es wäre nicht gut, wenn dieser zu viel Macht erhielte. 
Nach den Berichten Pöttings war bereits im Frühjahre 1667 von seiten des 
Don Juan und der Minister ein Putsch gegen Nidhard geplant und dessen Person 
in großer Gefahr. Der Herzog von Medina schrieb sich das Verdienst zu, die Sache 
verhütet zu haben. Der Einbruch Ludwigs XIV. in die spanischen Niederlande 
(27. Mai 1667) lenkte sodann die Aufmerksamkeit von den inneren Zwistigkeiten 
etwas ab. Außerdem wollte man in dieser Zeit auch Don Juan befriedigen. Die 
Königin berief ihn nämlich im darauffolgenden Monate in den Staatsrat, in welchem 
er sogar als Vorsitzender anerkannt wurde, und stellte ihm in Aussicht, ihm in 
Kürze den Gouverneurposten in Mailand oder Belgien zu übergeben.1) 
Tatsächlich wurde auch bald darauf beschlossen, ihn mit ausgedehnten Vollmachten 
und entsprechenden Geldmitteln nach den Niederlanden zu entsenden. Don Juan 
erklärte sich hiezu bereit, stellte jedoch ungeheure Geldforderungen — sechs Millionen 
Livres. Die Verhandlungen über seine Abreise zogen sich nun fast ein Jahr lang 
hin. Die Briefe Pöttings an den Kaiser enthalten bald: „er geht", bald wieder: 
„er geht nicht"; es ist wie ein Geduldspiel. 
Am 2. Mai 1668 schloß Spanien mit den Franzosen den Frieden von 
Aachen, der für dasselbe wahrhaft demütigende Bedingungen in sich schloß; so mußte 
es zwölf niederländische Festungen abtreten. Don Juan übte jetzt laut herbe Kritik 
an diesem Friedensschlusse und schrieb die Annahme desselben Nidhard zu. So 
viel man weiß, jedoch mit Unrecht. Weder die Königin noch ihr Beichtvater waren 
für den Frieden gewesen. Die Granden allein hatten dafür gestimmt, denn von 
der Fortdauer des Krieges befürchteten sie eine Verstärkung der Staatsgewalt, was 
sie in ihrem eigennützigen Interesse nicht wünschten. Die Königin und Nidhard 
gewannen jedoch durch ihr Nachgeben ihre Gegner nicht für sich. 2) 
Als Tag der Abreise Don Juans wurde endlich der 26. Juni 1668 bestimmt. 
Da trat ein Ereignis ein, welches ahnen ließ, daß die Regierung nunmehr schärfere 
Maßregeln ergreifen werde. Am 2. Juni um 11 Uhr nachts wurde in der Nähe 
Madrids der Steuereinnehmer Malladas gefangen genommen und ohne viel Feder- 
lesens alsbald hingerichtet. Die Anhänger Nidhards haben später behauptet, daß 
es sich um ein von Don Juan angezetteltes Komplott wider das Leben des Groß- 
Inquisitors gehandelt habe; Pötting weiß nichts Sicheres mitzuteilen; er läßt 
durchblicken, daß es sich vielleicht um ein Attentat auf die Königin selber gehandelt 
habe; kurz, die Sache ist noch nicht genügend aufgehellt. Auf diesen Vorfall hin 
erklärte Don Juan, nicht abreisen zu können — wegen Erkrankung. Diese Weigerung 
erbitterte nun die Monarchin so, daß sie ihn vom Hofe verbannte und mit Dekret 
vom 3. August 1668 nach Consuegra verwies. Es wurde ihm verboten, sich der 
Hauptstadt auf mehr als zwanzig Leguen zu nähern. 
________ 
1) Für die Darstellung der Ereignisse bis zum Sturze Nidhards seien an benützten 
Quellen angeführt: Relation des differents arrivez en Espagne entre Don Jean d’Austriebe 
et le Card. Nitard, Paris 1677. 2 vol. — Lafuente, Historia general de Esp. IX. 
Madrid 1862. — Pribram und Pragenau, Privatbriefe Kaiser Leopold I. (Einleitung). 
— Adams Geschichte von Spanien. Aus dem Französischen. III. Wien 1809. 
2) Nach Ranke a. a. O.
	        
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