Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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haben aber in dieser Sache nichts ausgerichtet und er regiert weiter, ebenso 
gehaßt als Ordensmann und Ausländer, wie als Abgott, als Günstling und 
Premier-Minister." 1 ) 
Selbst Ranke, sonst kein Jesuitenfreund, hält es für notwendig, dieser fran- 
zösischen Relation die Bemerkung vorauszuschicken, sie sei zwar ganz in der eingehenden 
Art und Weise der venetianischen abgefaßt, doch „nicht so objektiv" wie diese. 
Von neueren deutschen Historikern scheint am treffendsten Onno Klopp das 
Charakterbild Nidhards gezeichnet zu haben. Seiner Schilderung seien folgende 
Sätze entlehnt: „Der Pater Nidhard war ein ehrenhafter, rechtschaffener Mann; 
aber seine Güte selbst, seine Freundlichkeit war ein Hindernis der Entfaltung der 
Kraft, deren er bedurfte für das Ausrechthalten seiner schwierigen Stellung .... 
Er suchte die Gegner zu gewinnen. Indem darüber die getreuen Anhänger des 
gesamten Hauses Habsburg sich zurückgesetzt glaubten, verlor Nidhard die Freunde 
und gewann nicht die Feinde . . . Die Parteien wuchsen empor. Sie bekämpften 
sich untereinander: sie standen gegen Nidhard und warfen auf ihn alle Schuld 
dessen, was geschah und nicht geschah. Sie suchten, ihn zu entfernen oder, jede für 
sich, ihn zu ihrem Diener zu machen."2) 
Was die äußere Politik Spaniens anbelangt, namentlich die Frage betreffs 
des Friedens mit dem nach Selbständigkeit strebenden Portugal und das Verhältnis 
zu Frankreich, so konnte bei Nidhard von einer leitenden Stellung in diesen Ange- 
legenheiten keine Rede sein. Hier mußte er sich an die Mehrheit im Staats- und 
Regentschastsrate und im Volke selber halten. Heute wissen wir ja, daß Frankreich 
damals ein falsches Spiel mit Spanien trieb; die Staatsmänner dieses Landes, 
wiewohl vielfach gewarnt, durchschauten es nicht, sie erachteten es als höchste Weisheit, 
keine Handlung zu begehen, die Frankreich reizen könnte. Da — im Mai 1667 — 
kündigte der französische König plötzlich seinen Einfall in die spanischen Niederlande 
an. Es war der Beginn des Devolutionskrieges. 
Pötting berichtete am 30. Mai durch einen Kurier nach Wien, die Spanier 
möchten den Krieg mit Ludwig XIV. um jeden Preis vermeiden; sie erwarten alle 
Hilfe vom Kaiser; aber das Hauptinteresse der Minister sei auf den Sturz Nidhards 
gerichtet. 
Der Sturmbock wider Nidhard sollte Don Juan sein. 
 
7. Don Juan dAustria. 
Halb König, halb Schauspieler — eine gefährliche Blutmischung. Philipp IV. 
hatte in den Jahren seines Leichtsinns, denen bekanntlich Jahre überaus großen 
Lebenserastes folgten, diesen seinen Sohn von der Komödiantin Donna Maria 
Calderona außer der Ehe gewonnen. Mit 13 Jahren wurde Don Juan d'Austria 
Großprior der Malteser-Ritter in Castilien. Beim Tode des Königs zählte er 
36 Jahre. Der Bastardprinz war in weiten Schichten des Volkes, namentlich bei 
den Castiliern, beliebt. Schon sein Name war populär und wie vom Zauber des 
Ruhmes umstrahlt; denn wie von selber erinnerte er die Spanier an den gleich 
namigen natürlichen Sohn Karls V., der sich als Sieger in der Seeschlacht von 
Lepanto mit unsterblichem Kriegsruhm bedeckt hatte. Auch der neue Don Juan 
hatte im Felde wiederholt Proben seines Mutes gegeben, jedoch mit wechselndem 
Kriegsglücke gekämpft. Unmutig hatte er 1664 bald nach seiner entscheidenden 
_______ 
1) Bei Ranke a. a. O. S. 573 ff. 
2) Klopp a. o. O. S. 130 s.
	        
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