Volltext: Ein Volk in Waffen

Allerseelen. 
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lung des Feindes Ausdruck geben, aber bald wird er wieder der reine 
Sonnenschein und lacht ansteckend über einen lustigen Einfall. Er hat 
eine großartige Fähigkeit, Leben in eine Gesellschaft zu bringen und das 
Gespräch in Spannung zu halten, so hier liber zweiundeinhalb Stunden. 
Dabei erzählt er eine Masse merkwürdige Neuigkeiten, Dinge, die sich 
an den verschiedenen Orten in den letzten Tagen zugetragen haben und 
wenigstens dem Herzog und mir vollkommen neu waren. Wenn man 
den Kaiser nach den Verhältnissen irgendeines fernen Landes fragt, aus 
dem lose, widerspruchsvolle Nachrichten gekommen sind, hält er sofort aus 
dem Handgelenk mit meisterhafter Disposition eine richtige Vorlesung 
über seine innere und äußere Politik, seine Volksstimmungen, seine 
Hilfsquellen und seine Waffenmacht. Ich erinnere mich nicht, jemandem 
begegnet zu sein, der sich in dieser Hinsicht mit Kaiser Wilhelm messen 
könnte. 
Er hat auch die Gabe, blitzschnell was andere sagen aufzufassen und 
zu beurteilen. Mit lebhaftestem Interesse hörte er Kronprinz Rupprecht 
zu, als dieser allerlei von seiner Armee berichtete, und mir, als ich das 
Bombardement von Ostende beschrieb. 
Es war nach 1/all Uhr, als der Kaiser seine Zigarre weglegte und 
aufstand, um sich mit jenem kräftigen Händedruck zu verabschieden, der 
durch Mark und Bein geht. Nur der Kronprinz begleitete ihn in das 
unmittelbar neben dem Speisesaal gelegene Vorzimmer, von dem einige 
Stufen auf die Straße hinausführten. Ein Soldat stand bereit und 
hielt den hellen blaugraucn Mantel mit dem dunklen Pelzkragen, ein 
anderer überreichte die gewöhnliche preußische Offiziersmütze. Nachdem 
Wirt und Gast sich noch einige Minuten unterhalten hatten, gingen sie 
zusammen zum Automobil, der Kaiser stieg ein, und der Wagen fuhr schnell 
in die Nacht hinaus. Darauf kehrte der Kronprinz zu uns zurück. 
Nun entwarfen wir einen Plan für den nächsten Tag, eine neue 
Fahrt nach Norden. Hauptmann Lübke erhielt den Befehl, uns zu be¬ 
gleiten. Er sollte aufpassen, daß wir gegen 10 Uhr nach Douai zurück¬ 
kehrten. Dann nahmen wir von dem liebenswürdigen Kronprinzen 
Abschied.
	        
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