Volltext: Ein Volk in Waffen

Weitere Tage in Antwerpen. 
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Reichtum geschmückten Mauern entdecken. Vielleicht findet sich irgendwo 
eine Ritze von einem Granatsplitter, die meiner Aufmerksamkeit ent¬ 
gangen ist. Dank der Treffsicherheit der deutschen Artillerie ist auch 
nicht ein Gesims der sechs Türme beschädigt. 
Der Anlaß zum Bombardement von Löwen ist bekannt. Beim Einzug 
in die Stadt wurden die deutschen Truppen von der Zivilbevölkerung 
ans den Fenstern beschossen, und da das Verbrechen nicht auf andere 
Weise bestraft werden konnte, wurden einige Häuser in Brand geschossen. 
Als dann deutsche Soldaten das Feuer in den dem Rathaus benach¬ 
barten Häusern zu löschen suchten, lauerten ihnen die Franktireurs wieder 
mit ihren Büchsen auf! Da wurde es noch schlimmer. Jede andere 
Armee der Welt hätte ebenso gehandelt, und die Deutschen 
haben es selber tief beklagt, daß sie gegen'ihren Willen gezwungen wurden, 
zu solchen Mitteln zu greifen. 
Von Löwen fuhr ich nach Mecheln, eine lange Strecke den Kanal 
entlang, der die beiden Städte verbindet und wo man plötzlich die Masten 
von Schuten zwischen den Bäumen der Parks und Alleen hervorlugen 
sieht. Nach Mecheln kamen wir gerade zu der Beerdigung eines 
Marinesoldaten, der auf seinem Posten gefallen war. Der Tote wurde 
auf einem belgischen Leichenwagen zu Grabe gefahren, hinterdrein gingen 
etwa hundert Soldaten aus der Armee und Flotte. Nach Hinabsenkung 
der Leiche wurden drei Gewehrsalven abgegeben und das Grab zugeschüttet. 
Auf dem kleinen Kirchhof waren viele deutsche, mit Kränzen und Helmen 
geschmückte Gräber und zwei Massengräber. 
Auf einem Landweg in der Nähe stand eine Batterie von öster¬ 
reichischen 30,5-em-Kanonen. Eine solche Batterie von zwei Kanonen 
bildet eine lange Kolonne. Das Kanonenrohr hat seinen eigenen Wagen; 
ebenso die Lafette; dazu kommt eine Reihe von Motorwagen für Unter¬ 
bau, Reserveteile, Munition, Werkstätten, Proviant und Küche der Be¬ 
dienung, Automobile der Offiziere und Mannschaften usw. (Abb. S. 322.) 
Schließlich statteten wir dem großen Militärkrankenhaus in Mecheln 
einen Besuch ab, wo uns ein Oberstabsarzt und ein Stabsarzt überall 
.herumführten. Besonders die Operationssäle dieses belgischen Lazaretts 
sollen allen Anforderungen der Aseptik genügen. Damals wurden nur 
hundertundvierzig Verwundete dort gepflegt. Über jedem Bett hängt 
Hedin. Ein Volk in Waffen. Gr. A. 21
	        
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