Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

316 Krieg gegen 
Militärkommando um Hilfe zu bitten und traf unterwegs den k. u. k. 
Oblt. Witte, dem das Pferd unterm Leibe weggeschossen worden war 
und der mich deshalb bat, eine Meldung, die er mit flch trug, an das 
Kommando zu übernehmen. Ich lieferte die Meldung pünktlich ab, 
empfing die militärische Empfangsbestätigung dafür, und wie groß 
war meine Überraschung, als ich später die Bestätigung näher 
prüfte und als Unterschrift des Empfängers darauf vermerkt fand: 
Oberleutnant Erzherzog Karl Albrecht. Mein Ritt hatte 
den Erfolg, daß wir alsbald Jnfanteriesukkurs bekamen, später folgten 
auch kleine Kavalleriepatrouillen von Ulanen und Dragonern, die in 
tollkühner Weise in die Stellungen des Feindes eindrangen und ihm 
große Verluste beibrachten. Es ist wie ein Märchen und ich würde es 
selber nicht glauben, wenn ich nicht selbst Augenzeuge gewesen wäre, 
welche Heldentaten da vollbracht wurden. Kleine Abteilungen unserer 
Reiter sprengten mitten unter den Feind hinein, hieben links und rechts 
die Feinde nieder und ehe der erschreckte Gegner ganz zu Bewußtsein 
gekommen war, mit wieviel Angreifern er es zu tun habe, waren die 
Unfern schon wieder durchgebrochen und verschwunden. Eine Patrouille 
mit 15 Mann und einem Oberleutnant an der Spitze ritt tief in die 
Stellungen der Feinde, traf auf zwei Züge russischer Ulanen, eröffnete 
auf sie das Feuer und attackierte sie dann mit blanker Waffe, hieb neun 
russische Ulanen nieder und ritt wieder, ohne selbst einen einzigen Mann 
verloren zu haben, davon, als eine größere Jnfanterieabteilung am 
Plan erschien. Unsere Ulanen sprengten davon und warfen sich hinter 
einem Damme nieder. Der Feind, in dem Glauben, Flüchtlinge ver- 
folgen zu können, ritt ihnen nach, als er, ganz in die Nähe des Dammes 
gekommen, plötzlich von einem vernichtenden Schnellfeuer empfangen 
wurde. Darauf attackierten unsere Ulanen noch einmal den Gegner, 
der sich nun endgültig zur Flucht wandte und noch drei Pferde in den 
Händen unserer Patrouille ließ. Die zahlreichen Bravourstücke und 
Taten glänzender Tapferkeit, die von k. u. k. Reitern vollbracht wurden, 
verbreiteten solchen Schrecken unter den Kosaken, daß später die'Kosaken- 
aßland 1914. 
patrouillen bei den Bauern vorsichtig zu fragen pflegten, ob keine 
„Teufel mit roten Hosen" da seien. Es folgte später bei Radomysl 
eine Jnfanterieabteilung — es waren Hannaken — die sich besonders 
durch ihre glänzende Feuertechnik auszeichneten, so daß der Feind, 
obwohl unsere Verteidigung nicht mehr als 60 Mann zählte, sich trotz 
seiner vierfachen Übermacht schleunig über die Grenze zurückzog. Auch 
unsere Bevölkerung hat dabei unseren Truppen Hilfe geleistet. Da hatte 
sich zum Beispiel in einer kleinen Gemeinde eine Schar Kosaken bei 
Scheunen in den Hinterhalt gelegt, um einer österreichisch-ungarischen 
Patrouille aufzulauern. Den Bauern hatten sie verboten, sich vor 
dem Hause zu zeigen, damit nicht etwa unsere Truppen von ihnen 
benachrichtigt würden. Ein 17 jähriger Bursche kletterte aber durch 
den Dachboden auf das Hausdach, und als unsere Patrouillen sich 
näherten, winkte er ihnen und machte sie auf die Gefahr aufmerksam. 
Die Kosaken schössen auf ihn und machten auf ihn Jagd, doch er flüchtete 
zu unseren Truppen und führte diese durch Wald und Sumpf in den 
Rücken des Feindes, der alsbald vertrieben wurde." 
Der durchgängigen siegreichen Abweisung sämtlicher 
feindlicher Einbruchsversuche durch unsere heroischen Grenz- 
truppen folgten nun eigene Offensivstöße. Sie begannen mit 
einer großzügigen Aufklärungstätigkeit unserer Kavallerie 
und den ersten Ruhmestaten unserer Flieger, die den Himmel 
Rußlands über Hunderte von Kilometern durchstrichen, um 
jedesmal mit wichtiger Botschaft heimzukehren. Denn nutt 
wuchs der Krieg von Tag zu Tag. Immer häufiger und 
heftiger wurden die ursprünglichen Grenzgeplänkel, veck 
dichteten sich allmählich zu längeren Gefechten cunb schlössen 
sich endlich zu großen Schlachten, deren erste aüf Feindeserde 
bei Krasnik glorreich für Hsterreich-Ungarns Waffen ver- 
laufen sollte. 
Vorstoß gegen Lublin. 
Während die österreichisch-- 
ungarischen Hauptkräfte ihren 
Aufmarsch am San und Dnjesir 
bewirkten, sammelten sich bei 
Krakau die 95., 100. und 106. 
Landsturminfanteriebrigade. Sie 
sollten mit der 7. Kavallerie-- 
truppendiviston eine Armeegruppe 
unter dem Kommando des GdK. 
Kummer von Falkenfehd bilden, 
der die Aufgabe zufiel, am linken 
Weichselufer in der allgemeinen 
Direktion gegen die Weichsel-- 
strecke Annopol—J6zefaw vor- 
zurücken, um die linke Flanke 
der Hauptarmee gegen feindliche 
Angrisse aus Russisch-Polen zu 
sichern. In weiterer Folge, als 
der Entschluß gefaßt worden war, 
die Entscheidung in einem Vor-- 
stoß de8 linken Flügels der 
Hauptarmee gegen Lublin zu 
suchen, sollte die Armeegruppe 
in den Entscheidungskampf ein- 
greifen, weshalb schon in Kra- 
kau Vorsorgen für den Weichsel-- 
Übergang getroffen wurden. 
GdK. Heimich Kummer, Ritter von Falkenfehd. 
ssisch-^polen. 
Die Armeegruppe erlangte 
schon am 14. Mobilisierungstage 
die Operationsbereitschaft, d. t. 
am 17. August. Die Leistung ist 
um so höher einzuschätzen, als 
diese Landsturmformationen für 
die Anforderungen des Bewe¬ 
gungskrieges nicht ausgerüstet 
waren, eine entsprechende Do-- 
tierung mit Artillerie und Ma-- 
schiuengewehrabteilungen erst mit 
Zuhilfenahme der Vorräte der 
Festung Krakau bewirkt, der 
Train erst improvisiert werden 
mußte. Den Bemühungen des 
am 9. August in Krakau ein-- 
getroffenen Armeegruppenkom-- 
mandos gelang es nicht nur, 
allen Notwendigkeiten gerecht zu 
werden, sondern auch die an In- 
santerie sehr starke 95. und 106. 
Brigade zu Jnfanterietruppen-- 
divisionen auszubauen. Später 
trat auch noch die 110, Land- 
sturminfanteriebrigade der, Fest- 
ungsbesatzung in den Verband 
der Armeegruppe. Sie wurde.
	        
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