Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Felbjitg gegen Rußland. 
der Höhe Luczyna gegen Höhe Zurawuo frontal vorging, 
suchten andere, vom Kirlibaba- und Cibotale her, unsere 
Truppen in der linken Flanke zu fassen. Diese hielten auf 
das tapferste stand und wichen auch im Handgemenge, trotz 
feindlicher Übermacht und trotz heftigen Schneegewitters, 
nicht. Als aber auch dem rechten Flügel, und zwar von 
Moldawa und südöstlich der Höhe Derimoasa her, eine feind-- 
liche Umgehung drohte, mußte die Gruppe, da zudem das 
unsichtige Wetter die Aufrechterhaltung der in dieser Situation 
doppelt wichtigen Verbindung erschwerte, in die Stellungen 
am Prislop und Rotundul zurückgenommen werden. 
U^Hier wurde den verfolgenden Russen, die die Unterkünfte 
um Lnczina, namentlich Gebäude und Stallungen des 
Gestütes, in Brand gesteckt hatten, wie schon früher bei 
Jakobeny—Mestecanesci, definitiv Halt geboten und damit 
der Gefahr einer Aufrollung der Karpathenfront begegnet. 
i Der Feind allerdings setzte seine Bemühungen in dieser 
Richtung fort. Besonders schien ihm ein Durchbruch bei 
Jakobeny—Mestecanesci am Herzen gelegen zu sein. Jeden- 
falls galten ihrer Besitzergreifung die gewaltigsten An-- 
strengungen der Russen. Von Osten her hielten sie sie, wie 
aufgefangene Telephondepeschen besagen, für uneinnehmbar. 
Dagegen hofften sie, ihr von Westen her beikommen zu 
können. Deshalb setzten sie, als sie am 18. Januar Meste-- 
cauesci angriffen, von Valeputna, also von Osten her, nur 
mit schwächeren, mit der Hauptkraft dagegen von Westen 
und zwar in 2 Kolonnen, von Fuudul Moldovi und von 
Kirlibaba her, an. Der überaus erbittert geführte Kampf 
dauerte den ganzen Tag über und endete mit einer restlosen 
Abweisung der Berge von Leichen zurücklassenden Russen. 
Nichtsdestoweniger erneuerten sie folgenden Tages den 
Ansturm. Erfolg der gleiche. 
Inzwischen begann die Gruppe FML. Schultheis;, 
die beauftragt worden war, die gegen Mestecanesci vor- 
gehenden Russen im Rücken zu fassen, sich fühlbar zu machen. 
Geplant war, zunächst Kirlibaba zu nehmen und von 
dort aus gegen Jakobeny zu wirken. Außer den feindlichen 
waren dabei natürliche Widerstände von ungewöhnlicher 
Art zu überwinden. So mußte der Weg, den die Truppen 
des Tages nehmen sollten, in der Nacht vorher ausgeschaufelt 
werben, damit an ein Vorwärtskommen überhaupt gedacht 
werben konnte. Kein Wunder, daß die Gruppe auf derart 
beschwerlichem Marsche am ersten Tage nur bis zum Eibo- 
tale und erst am nächsten Tage bis zur Höhe Flutorica (nord- 
westlich von Kirlibaba) gelangte. Hier setzten heftige Gegen-- 
angriffe ein, die zwar zunächst abgeschlagen wurden, aber 
FML. S ch u l t h e i s z schließlich doch zwangen, zum Cibo-- 
tale zurückzugehen. Schon am 20. Januar kam er jedoch 
wieder etwas vorwärts, um endlich, nach einem neuerlichen 
kleinen Rückschläge am 22. Januar Flutorica zu nehmen, 
ein Gewinn, der nicht hoch genug eingeschätzt werden konnte, 
da die Herrichtung einer Verteidigungsstellung auf dieser 
Höhe nicht nur dem Armeeoberkommando die Sorge um 
die Flanke der Armeegruppe Pflauzer--Baltin be-- 
nahm, sondern auch die ungestörte Vorbereitung für eine 
Offensive sicherte. 
Der unmittelbare Erfolg der Wiedergewinnung der 
Floturica war der, daß die drei Tagemärsche hinter Kirli- 
baba zurückweichenden Russen die Verbindung mit Meste- 
canesci verloren, während FML. S ch u l t h e i s z sie seiner- 
seits herstellte, womit das blutige Ringen um diese Stellung 
seinen natürlichen Abschluß fand. 
War auf diese Weise die Offensive des Feindes gegen den 
Ostflüge l der Armeegruppe einstweilen gebrochen, so begann 
sie um diese Zeit am Westflügel sich bereits in eine Defensive 
zu verwandeln, die bald zu einem Rückzüge werd en sollte. 
Der Winterfeldzug 1915 in den Karpathen, in Ostgalizien und der Bukowina. 
l. Die deutsche Südarmee. 
Schon Anfang Januar war zwischen dem k. u. k. Armee- 
oberkommando und dem deutschen großen Hauptquartier 
die Entsendung einer deutschen Armee an unsere Karpathen- 
front vereinbart worden und am 6. begann der Abtransport 
der für die sogenannte „deutsche Südarmee", zu dessen Kom- 
Mandanten GdJ. v. Linsingen ernannt wurde, be- 
stimmten Truppen. 
Es wurden s Korps, aus deutschen und österreichisch- 
ungarischen Truppen kombiniert, wozu deutscherseits die 
3. Gardedivision, die Infanteriedivision und die 48. Re- 
fervedivision entsendet wurden. Die 3. Gardedivision und 
5. deutsche Kavalleriedivision standen außerhalb des Korps- 
Verbandes. Von österreichisch-ungarischen Truppen wurden 
das Korps Hofmann, die 19. Infanteriedivision, 
sowie die Gruppe Obst. Burggasser dem deutschen 
Armeekommando unterstellt. Nach Maßgabe ihres Ein-- 
treffens an der bisher von FML. Hofmann und 
Obst. Burggasser gegen starke feindliche Ubermacht 
gehaltene Waldkarpathenfront, wurden die deutschen Divi-- 
sionen, wie sich für die weiteren Operationen die Notwendig- 
keit ergab, in die Front eingeschoben. Demgemäß ergab 
sich auch eine Neuregelung der Kommandoverhältnisse. 
Am rechten Flügel formierte sich das XXIV. Korps unter 
Kommando des GdJ. Gerok, bestehend aus der deutschen 
48. Reservedivision, der österreichisch-ungarischen 19. In¬ 
fanteriedivision und der 12. Landsturmterritorialbrigade 
Obst. Burggasser. Die Bestimmung dieser Gruppe 
war, über den Toronya—Wyszköwer Paß vorzurücken. 
Die Mittelgruppe bildete FML. H 0 fm a n n mit der k. u. k. 
55. Infanteriedivision und der 131. Brigade und hatte über 
Beskid- und Vereekepaß vorrückend, das Stryjtal zum Ziele. 
Links von FML. Hofmann ging die deutsche In¬ 
fanteriedivision vor, während die Gardedivision als linke 
Umfassungskolonne hinter dem rechten Flügel der Gruppe 
FML. S z u r m a y die Kammlinie gewinnend und über 
Libuchora auf Tucholka losgehend, die russische Paßstellung 
bei Verecke in Flanke und Rücken fassen sollte. 
Wie aus diesen Ausführungen ersichtlich, bestand die 
Aufgabe der Südarmee darin, daß sie vor allem den Feind 
aus seinen sehr stark befestigten Paßstelluugeu werfe, und 
in der weiteren Folge gegen die Gegend von Stryj Raum 
zu gewinnen trachte. 
Bis zum 24. hatten sich die deutschen Truppen im Räume 
Munkäcs—Huszt versammelt, während unsere bereits an 
der Front stehenden Truppen die Aufgabe hatten, die Auf- 
marschbewegungen zu verschleiern. 
Im Einklänge mit der Offensive an den anderen Fronten 
setzte nun auch hier angesichts eines in starker Stellung
	        
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