Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

312 Der Krieg gegen Italien. 
konnte trotz großer Tapferkeit unse- 
rem Sturm nicht standhalten. Dies 
beweist die Überlegenheit der eigenen 
Infanterie, die ein volles Jahr ahn- 
lichen Angriffen der Italiener am 
Jsonzo standhielt, obwohl sie in der 
Minderzahl war und sich in Stel- 
lungen befand, deren Festigkeit mit 
, jener der italienischen in Südtirol 
keinen Vergleich aushalten konnte. 
Der Kriegsberichterstatter des Mai-- 
länder Corriere della Sera (Arnoldo 
Fraccaroli) sandte seinem Blatte 
einen anschaulichen und mit bemer- 
kenswerter Offenherzigkeit abgefaßten 
Bericht von der Front, welcher den 
gewaltigen Ansturm der k.u.k.Trup- 
pen gegen die italienischen Linien 
mit folgenden Worten schilderte: „Es 
ist dem Feinde gelungen, Breschen 
in die Verteidigungsmauer zu legen, 
die die Italiener innerhalb eines 
Jahres außerhalb der Landesgrenzen 
unter großen Opfern erkämpft haben. 
Mit einem wahren Feuerorkan haben 
Geschoßeinschlag im Maschinenhaus des Werkes Monte Verena. uns die österreichisch-ungarischen Bat- 
terien überschüttet und fortgesetzt 
gehört und trotz der Verwundung aus dem Graben gekrochen richten sich neue Anstürme gegen unsere Linien. Für Italien 
sei. In einer Kaverne habe er sie gefunden. Zwei Hand-- ist der schwierigste Augenblick gekommen. Wir haben eine 
granaten hatte er mit. Eine schleuderte er in die Kaverne. Offensive niederzukämpfen, die sich nur mit dem deutschen 
Als die Italiener mit erhobenen Händen herauskamen, Ansturm gegen Verdun vergleichen läßt. Die italienischen 
habe er sie zu einem Zuge formiert, ihnen die zweite Hand-- Truppen haben sich bis zur Grenze Les Möglichen gewehrt, 
granate unter die Nase gehalten, ein feindliches Gewehr aber sie waren nicht imstande, dem Feuerregen aus 2000feind-- 
genommen, um die Belohnung in Form von Zigaretten, lichen Geschützen lange zu widerstehen. Bald war keine Deckung 
die rar wären, zu erhalten und habe den Trupp eben hergeführt mehr vorhanden. Sperrfeuer ergoß sich hinter die Linien und 
Sehr groß waren die blutigen Verluste der Italiener, die Truppen erlitten ihr unvermeidliches Schicksal." 
Eine ihrer Brigaden, die zum Gegenangriff angesetzt war, Am 16. Mai wurden Soglio t/Aspio (Osthang), Coston und 
wurde im Moment, da sie aus den Deckungen zum Sturme Costa t/Agra von den Kaiserjägern und der Linzer Division 
vorgehen wollte, von unserem Massenfeuer gepackt und vollends genommen. Die Eroberung dieser Positionen war 
zusammengeschossen. Hier allein blieben über 2000 Tote, wieder eine Kette von Glanzleistungen der Ebelweißtruppen. 
Unsre vorrückende Infanterie fand in einzelnen Stellungen, Über dem nördlichen Hange des Terragnolotoles wurde 
die rechts und links von Artilleriefeuer zerfetzt waren, neben der Monte Maronia erobert und zugleich drangen unsere 
von Sprengstücken erschlagenen Italienern noch lebende Truppen des VIII. Korps in Valduga und Piazza ein. 
Mannschaften, die völlig verstört in ben Unterständen hockten Diese Orte bildeten zwei formidable Stützpunkte des Feindes, 
und von unseren Leuten förmlich an der Hand aus den Deckun- welche sogar eine Kehlverteidigungsfront gegen Süden 
gen geführt werden mußten. — Bei uns hatte die außerordent- besaßen, so daß unsere Infanterie, die hier fertig zu sein 
lich gut vorbereitete und prachtvoll durchgeführte Artillerie- glaubte, Rückenfeuer bekam. Den Raum um Piazza ver- 
arbeit die Verluste der Infanterie auf ein Minimum von teidigten Alpini, die, von oben herabgedrängt, wacker stand- 
Opfern beschränkt. hielten. In Piazza und den umliegenden Gehöften mußte 
Die Italiener hatten mit unserem Angriffimmer gerechnet Haus für Haus gestürmt werden, 
und wußten sogar, aus welcher Richtung er kommen werde. Die von Rovereto her gegen den Monte santo bestimmte 
E a d 0 r n a war sich bewußt, daß ein großes Unternehmen Gruppe hatte nach vollständiger Säuberung des Raumes 
bevorstehe und trieb gewaltsame Erkundigungen vor, um einen von Möschen — das übrigens am Abend von den Italienern 
Einblick in unsere Vorbereitungen zu gewinnen. Auch seine in Brand geschossen wurde — die Dörfer Spino, Vanza 
Flieger werden ihm wohl über den Umfang und die Ausdeh- und Bocaldo auf dem Osthang des Vallarsa zu nehmen, 
nung unserer Maßnahmen mancherlei Nachrichten gebracht Dorthin zieht sich eine 200 Meter tiefe Schlucht, eine Art 
haben. Daß der Gegner trotzdem unseren ersten Stoß nicht Kessel, dessen steile Wände die Italiener ringsum mit 
aufzuhalten vermochte, das verdanken wir der fürchterlichen Gallerten von Schützengräben in mehreren Stockwerken 
Wirkung unserer Artillerie, die mit vortrefflicher Präzission gespickt hatten. Ein Oberstleutnant und ein Generalstabs- 
die italienischen Gräben mit Massenfeuer belegte, sowie dem offizier eilten mit der Maschinengewehrabteilung des Oblt. 
Offensivgeist unserer Infanterie, die im richtigen Augenblicke H 0 l u b vor und bezogen einen vom Feinde geräumten 
mit dem Angriff einsetzte und so im ersten Anlauf in die Beobachtungsstand, 150 Schritte von der eigenen und 
feindlichen Stellungen eindrang. Die italienische Infanterie ebenso viele von der feindlichen Front. Die Italiener
	        
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