Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

310 Der Krieg gegen Italien. 
Nr. 94 genommen. !Der Angriff auf 
die Zugna Torta selbst sollte am 
nächsten Tage stattfinden. Nachts 
herrschte Ruhe. — Nachdem Castell 
Dante genommen war, konzentrierte 
unsere gesamte Artillerie ihr Feuer 
aus die östlich davon, zwischen den 
beiden Lenobächen liegende Platte von 
Möschen am AbHange des Monte 
Pazul, der dem Col santo vorgelagert 
ist. Die Platte war stark befestigt 
und auf dem am Zusammenlauf der 
beiden Bäche vorspringenden Kap, 
bei der Brücke San Colombano, ein 
Stützpunkt angelegt. Hier stürmten 
dann Truppen unserer zweiten bei 
Rovereto bereitgestellten Gruppe. 
Oblt. B e n e d e k hinderte durch 
rasches Zugreifen die Sprengung der 
Brücke San Colombano, so daß 
wenigstens eine Angriffskolonne auf 
der Moscheriplatte vorgehen konnte. 
Die Artillerievorbereitung war aus- 
Vormarsch im Vall'Arsa. Italienische Unterstände. giebig gewesen, doch die Italiener 
verteidigten sich so zäh in ihren 
zunächst die Höhenstellung des Castell Dante (487 Meter), Deckungen, daß die Eroberung nicht im ersten Anlauf gelang, 
dann die Linie Lizzana—Casetta und endlich die von Costa Man mußte eine Reservegruppe von Norden her durch die 
Violina—Albaredo. Erst nach Überwindung dieser drei abgrundtiefe Schlucht einsetzen. Zwei feindliche Abteilungen 
Stufen konnte die Zugna Torta selbst in Angriff genommen zeigten weiße Fahnen, aber als unsere Mannschaft daraufhin, 
werden. Wahre Labyrinthe von 3bis 4 Meter tief in die ohne einen Schuß zu tun, herankam, warfen die Italiener 
Erde gewühlten oder in den Stein gebohrten und gesprengten Handgranaten. Sie wurden getötet. Der Rest des Feindes 
Gräben und Unterständen zogen sich von der Kirche Madonna floh auf Kuppe 658, wo er am nächsten Tage nach Umgehung 
del Monte an auf der einen Seite hinter Drahtverhauen und kapitulierte. * + 
spanischen Reitern entlang der Südfront Roveretos ins * 
Etschtal hinunter und stiegen auf der anderen Seite über In wesentlich anderer Weise als auf Folgaria und bei 
Felsen hinter riesigen Bastionen aus aufgetürmten Steinen Rovereto wurde unser Angriff auf dem linken Flügel, auf 
und Sandsäcken zur Zugna Torta hinan. Zunächst war Castell der Südseite des Suganatales ins Werk gesetzt. 
Dante zu bezwingen, dessen Umgebung die Italiener zu einem Hier verläuft fast parallel zur Brentastrecke Levico—Borgo 
scheinbar unüberwindlichen Stützpunkt ausgebaut hatten, das vom Sellaplateau gegen Nordost ziehende und bei letzt- 
Aber alle Kunst vermochte nichts gegen das Feuer unserer genanntem Orte in das Val Sugana mündende Maggiotal. 
schweren Geschütze. Ein Riesentreffer klaffte neben dem Brenta und Maggio sind voneinander durch den langgezogenen, 
andern, manche von 15 Meter Durchmesser und 8 bis 10 Meter zum Suganatal steil abfallenden Armenterrarücken ge- 
Tiefe, das Castell selbst brach in zwei Volltreffern wie ein trennt. Im Süden wird das Sellaplateau von der hoch-- 
Kartenhaus zusammen. Punkt 9 Uhr erfolgte der erste In-- ragenden, ebenfalls sehr steilen Felsenkette des Manderiolo- 
fanterieangriff, nachdem Abteilungen schon vorher im Schutze Dodici--Massivs begrenzt. Die 1045 Meter hohe Cima 
der Dunkelheit die Schießstätte erstürmt hatten. Gegen Manderiolo war der südliche Eckpfeiler der italienischen Val 
Mittag war das Castell unser und vorwärts ging's mit Suganastellung, welche sich von dort über das Sellaplateau 
Hurra gegen die zweite feindliche Stellung Lizzana—Casetta. fortsetzte, den Armenterrarücken mit seinem Felsgrat besetzt 
Auch diese war nach wenigen Stunden erstiegen. Nun kam hielt und sich dann ins Tal der Brenta hinabzog, um jenseits 
die dritte Stufe Costa Violina—Albaredo. Costa Violina derselben den Collo nördlich von Roncegno hinaufzuklettern, 
ist eine Bergrippe, Albaredo ein Dorf. Auf der Costa wehrten Unsere Truppen, die den Feind im Suganaabschnitt zu 
sich die Welschen verzweifelt; die Infanterie mußte vom werfen hatten, sahen sich auf dem Sellaplateau und dem 
Etschtal her verstärkt werden und schwere Artillerie ward Armenterrarücken einer in fünf vollkommen ausgebauten 
gerufen. Eine schwere Bombe pochte an und der Fels öffnete Linien verlaufenden Verteidigung gegenüber. Die Ab-- 
sich buchstäblich wie ein Scheunentor. In Albaredo wurde stoßkraft dieser mit ungemeinem Raffinement angelegten 
eine italienische Batterie genommen; zwei Geschütze konnte Stellung auf den die Täler beherrschenden Höhen machte 
man sofort gegen den Feind wenden. Beim weiteren Vorgehen einen frontalen Angriff unsererseits zu einem Wagnis, das 
hatten unsere Truppen starkes Feuer auszuhalten. Es in jedem Falle ungeheuer viel Blut gekostet hätte. Unsere 
kam nicht nur von der Zugna Torta, sondern auch vom Führung beschloß daher, hier zu anderen Offensivformen 
Pasubio, Col santo und Monte Baldo. Dazu ein heißer zu greifen und die Italiener auf ihren Bergstellungen von 
Tag, kein Tropfen Wasser. Aber dennoch waren abends rückwärts auszuheben. Kleine Detachements wurden gebildet, 
auch die Höhen 752 und 655 unser. Sie wurden durch die welche die Aufgabe erhielten, gegen bestimmte Punkte der 
14. und die 16. Kompagnie des Infanterieregiments Koller feindlichen Front vorzudringen, fich dort festzukrampfen 
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