Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

3C2 Der Krieg gegen Italien. 
der Linie Bozen—Rovereto lief, feindliches Land zu besetzen die durch unbetretbare Schluchten voneinander geschieden 
und damit ein Faustpfand für eine spätere Grenzregelung oder auch nur durch einzelne, in Fels und Eis gehauene 
in der Hand zu haben. kleinere Stellungen notdürftig verbunden waren. Hingegen 
Die Linie, auf der diese Offensive anzusetzen hatte, war ersetzten siockwerkförmige Anlagen, sowie eine flankierende 
durch die Konfiguration des Landes gegeben. Nur zwischen Feuerwirkung gestattende Stellungen reichlich die im Norden 
Etsch und Brenta war es möglich, bedeutendere Heeresmassen übliche Geschlossenheit der Front. Tatsächlich bestanden 
gleichzeitig in ziemlich paralleler Richtung vorzubringen die italienischen Stellungen aus kilometertiefen und breiten 
und auch für den kolossalen Nachschub des modernen Krieges verschanzten Nestern, denen gelegentlich befestigte Linien als 
halbwegs günstige Voraussetzungen zu finden. Diese An-- Vorstellungen und Verbindungen dienten. So lag südlich 
grissslinie diente unmittelbar den oben erwähnten strategischen Rovereto ein befestigter Raum mit drei Hauptstellungen 
und politischen Zwecken und konnte im Falle des Erfolges und einer von neuerlichen Jnfanteriestelluugen durchsetzten, 
in die Venezianische Ebene führen und den Gegner zum von Albaredo bis zu den Corni Zugna stockwerkartig ge- 
schleunigen Verlassen seiner Jsonzofront nötigen, zumal staffelten Artilleriemasse aller Kaliber. Ähnlich war die Hoch-- 
dieser Stoß auf die schmälste Stelle der erwähnten Ebene platte von Möschen in dem von den beiden Lenobächen 
zwischen dem Meere und den Alpen traf und die hier durch- (Brand-- und Laintal) gebildeten Zwickel ausgestattet: auf 
laufenden Verbindungen des Feindes mit seiner Ostfront schmaler Front ungefähr sechs Hauptstellungen gegen Süden 
bedrohte. Die österreichisch-ungarischen Linien zwischen Etsch aufsteigend und von vielen Batterien durchsetzt. Gegen die 
und Brenta verliefen anfangs Mai 1916von halbwegs des höheren Regionen des Monte Spil folgten abwechselnd 
Weges Rovereto—Marco über Marsilli südlich Rovereto zum Jnfanterielinien und Batterien. Eigene italienische Batterien 
Nordrande des Terragnolotales, aus diesem über Serrada bestrichen die Flanken und toten Räume. Am Nordrande 
zum Monte Maronia und nach Plaut, von hier gegen Nord des Laintales konnten nur dünne, in Fels gesprengte Stel- 
über den Durer zur Malga secoudo posto und östlich über luugeu hergerichtet werden; dafür waren im oberen Teile 
Gschwent nach Luserua. Hier bog die Front scharf nach Norden, des Tales mehrere Batterien zur Bestreichung des Vorge- 
um über Bassou, Verle, Cima di Vezzena und den Monte ländes dieser Stellungen eingebaut. Den Rückhalt für die 
Carbonile nach Novaledo im, Val Sugaua hinabzusteigen. Stellung um Piazza boten die gewaltigen Befestigungen 
Vor unserer Front lagen zunächst die Kampfstellungen auf dem südlich davon liegenden, beherrschenden Plateau 
der italienischen ersten Armee mit einer Tiefe von 5 bis des Col santo: drei Hauptstellungen und mehr als zwanzig 
10 Kilometern und hinter dem Zentrum derselben das Fe-- Batterien schwerer und leichter Geschütze bedräuten von dort 
stuugsgruppeusystem von Asiago—Arsiero, das den Italienern das tiefere Vorgelände im Halbkreis. Eine geradezu uuent- 
zugleich die Möglichkeit bot, im Schutze der teilweise gepan- wirrbare Aufeinanderfolge von Infanterie-- und Artillerie- 
zerten Werke Reserven zu operativen Zwecken überraschend stelluugen, unterstützt von Panzer- und Erdwerken, Block- 
zu versammeln. Zwar hatten die Italiener im Hochgebirge Häusern und Defenstonskasernen erfüllte den Raum, der 
keine durchlaufend verbundene Front herstellen können und vom Monte Maronia, Monte Maggio, Monte Tormeno, 
sich begnügen müssen, eine Reihe von Einzelpositionen zu von der Spizza Tonezza, der Ortschaft Montepiano und dem 
besetzen; aber ihre Kampffront war darum nicht schwächer, Soglio i/Aspio umschlossen ist. Es war eine Festung, zu deren 
denn die Positionen stützten sich gegenseitig vollkommen Verteidigung außerhalb der Werke mindestens 60 Batterien 
und überhöhten die österreichisch-nngarischen Stellungen fast aller Kaliber bereitstanden. Diese Stellung deckte den unmit- 
durchwegs. Wenn es unserer Artillerie gleichwohl gelungen telbaren Weg nach Arsiero, indem sie sowohl das Asticotal 
ist, die italienischen Vorstellungen sturmreif zu machen und als den Borcolapaß sperrte, der vom Terragnolotal ins 
die überall eingebauten schweren Kaliber des Feindes einzu- Posinatal hinüberführt. — Wieder leiteten Felsstellungen 
decken, so spricht dies laut für die glänzende Vorbereitung weiter: sie kletterten die Südhänge des Asticotales hinunter 
dieser ersten Durchbruchsschlacht im Alpengebirge. und die Nordhänge hinauf, während im Tale selber bei 
Die italienische Front im Angriffsraum verlief von der Montepiano Infanterie- und Batteriestellungen die Tal- 
Eisenbahnbrücke nordöstlich Mori zum Zusammenstoß des schlucht absperrten. Nördlich des Astico erhob sich dann die 
Vallarsa (Brandtal) und des Val Terragnolo (Laintal) befestigte Zone der Hochflächenlandschaft von Vezzena. Im 
und folgte dem letzteren aufwärts an den Hängen nördlich Halbkreis östlich des Ortes gelagert, zogen sich die festuugs- 
der Straße, indem sie halbwegs zwischen Serrada und Piazza artig ausgestatteten Stellungen der italienischen Infanterie 
zum Monte Maronia strich, um dann etwas weiter östlich auf den Nord-Süd streichenden Rücken des Eampo, nahmen 
nach Norden aufzubiegen bis nahe an Kote 1589. Von da südlich der Straße Vezzena—Reichsgrenze geschlossene 
zog sie über den Soglio d'Aspb auf den Südhängen des Formen an und setzten sich weiter nordwärts bis über die 
Astico(Astach-)tales gegen Posta—Montepiano. Hier bog Cima di Vezzena—Cima Manderiolo in stockwerkförmigen 
sie beinahe rechtwinklig gegen Norden über das Tal, zog Anlagen fort. Die Bestreichung der Straße besorgte eine 
knapp östlich des Eampo über den Eostesinrücken, umschloß quer über dieselbe angelegte Straßensperre, ein Werk für 
den Ort Vezzena im Süden, Osten und Norden und setzte Infanterie und Nahkampfgeschütze. — Zahlreiche neue Ar- 
sich entlang des Marcairückens bis westlich der Cima Manderi- mieruugsstraßeu und Wege, Drahtseilbahnen und Aufzüge 
olo fort, um dann ins Suganatal hinabzugleiten. Die Breite vermittelten den Zuschub zu den italienischen Stellungen, 
der Front betrug in der Luftlinie 40 Kilometer, vervielfachte Von beachtenswerter Stärke waren auch die Flügelanschlüsse 
sich jedoch infolge der gewaltigen Höhenunterschiede. Im an den Frontraum Etsch—Val Sugana, am stärksten wohl 
Gegensatz zum nördlichen Kriegsschauplatz, wo man, abge- am westlichen Flügel, wo der alles überragende Monte 
sehen von etlichen Stellen im Sumpfland, tatsächlich von der Altissimo aus dem Monte Baldo-Massiv am Gardasee 
bessarabischen Grenze bis zur Ostsee durch Schützengräben sowohl gegen Mori wie gegen Ala nichts als Stellungen für 
gelangen konnte, verlangte hier die Gebirgswelt eine mehr Infanterie und Artillerie aufwies. — Unsere Stellungen 
gruppenweise Anlage der Stellungen, befestigte Räume, lagen im Durchschnitt den italienischen auf geringe Ent-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.