Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Unsere Offensive in Südtirol. 
fernungen gegenüber und mit Ausnahme jener um Piazza 
befanden sie sich zumeist tiefer als die des Feindes. 
Die vorstehend geschilderte Situation muß man sich 
vor Augen halten, um die Leistungen zu ermessen, welche 
unsere Truppen in Südtirol vom ersten Tage ihrer Offensive 
an zu vollbringen hatten. 
Was den landschaftlichen Charakter des Kampfgebietes 
betrifft, so muß man die^Suganalandfchaft von der des 
Etfchtals wie von jener der Hochfläche von Folgaria und 
Lavarone genau unter-- 
scheiden. Die Landschaft 
bei Rovereto wird vor 
allem durch die Täler der 
Etfch im Süden, des Leno 
di Vallarfa und des Leno 
di Terragnolo im Osten 
bestimmend geteilt. Das 
Etschtal ist ansgespro- 
chenes Weinland von 
südlichem Charakter; 
Maulbeer-- und Obst- 
bäume sind eingestreut, 
die Höhen tragen Laub-- 
wald, auf dem linken 
Ufer auch Nadelholz. Am 
westlichen Ufer, das sich 
auenartig verbreitert,krö- 
nen steile, hohe Felsen den 
Ausblick. Den Charakter 
der beiden Lenoschlnchten 
bestimmen Felsen kahler 
und schroffer Art. Hier 
ist so recht das Gebiet der 
Felsstürze. Das Gebiet 
zwischen den Lenobächen 
ist unwegsam und wassere 
arm; es verfügt nur über- 
zwei Quellen und hat 
nur zwei kleine Aus- 
gänge: den'. Piano della 
Fugazza am Ursprung 
des Leno di Vallarfa und 
den Passo Borcola an 
jenem des Leno di Ter-- 
ragnolo. — Die Land- 
schaft der Lafrauner und 
Vielgereuther Hochfläche 
ist eine ganz andere. 
Beide sind nur infoferue 
Hochflächen, als sie ver-- 
schiedene Erdbuckeln von durchschnittlich gleicher Höhe tragen. 
Vom Suganatal scharf ansteigend, sind es auf den söge-- 
nannten Hochflächen leise gegen Italien ansteigende Höhen, die 
durch das tiefe, schluchtartige Tal des Astico getrennt werden. 
Nach Italien zu fallen die Flächen im allgemeinen sanfter ab, 
wenn sich auch gratartige Stellen mit steilen Wänden finden. 
Die Straßen zum Abstieg gelten als gut. Die das Val Sugana 
auf der Südseite begleitenden Ausläufer der Hochflächen 
sind wie die Berge auf der Nordseite teilweise mit Wald 
bedeckt. Das Suganatal selbst ist fruchtbar, das Klima warm 
und windstill, auch im Winter meist mild und klar. Die 
Bevölkerung lebt von Landwirtschaft und Weinbau und nicht 
zuletzt von der Zucht der Seidenraupe. — Die Wege, die aus 
Erzherzog-Thronfolger Karl mit seinem Generalsiabschef Oberst Freiherrn 
von Waldstätten bei der Mahlzeit im Schützengraben auf der Costilla. 
dem von uns behaupteten Gebiete zwischen Etsch und Brenta 
nach Italien führen, ziehen teils in langen Taldefileen, teils 
über hochgelegene Pässe, weshalb ihre Gangbarkeit stellen- 
weise beschränkt ist. Die Chaussee im Vallarsa ist jenseits 
der Grenze durch Befestigungen gesperrt. Nebst dieser führt 
von Rovereto eine Landstraße durch das Terragnolotal über 
Piazza nach Zoreri, in weiterer Fortsetzung als Karrenweg 
in 1208 Meter Seehöhe über den Borcolapaß nach Griso, 
sodann wieder als Landstraße nach Arsiero. Aus dem Etschtal 
von Calliano nördlich 
Rovereto führt eine 
Straße über das Plateau 
von Folgaria, dann im 
Asticotal nach Arsiero. 
Von dieser zweigt im 
Orte Nosellari die Straße 
über das Plateau von 
Lavarone ab, die im Val 
is'Astet nach Asiago führt. 
Alle diese Kommunikativ- 
nen führen streckenweise 
durch schmale, schlucht- 
artige Täler, welche nur 
kleine Erweiterungen auf- 
weisen und enthalten 
eine Unzahl leicht zerstör- 
barer Objekte: Aufmaue- 
rungen,Brücken,Tunnels, 
Viadukte, durch deren 
Zerstörung der Feind 
leicht die Strecke der Be- 
nützung entziehen kann. 
Jenseits des Assa- 
und Asticotales beginnt 
das Gebiet der ursprüng- 
lich deutschen Sieben- 
Gemeinden (Sette Com- 
muni) mit den beiden 
Hauptorten und zugleich 
Befestigungszentren Asi- 
ago und Arsiero. Dieses 
Gebiet kann als ein Hoch- 
plateau bezeichnet wer- 
den, das flach mulden- 
förmig gebogen ist. In- 
mitten der von West nach 
Ost verlaufenden Mulde 
liegt in yyy Meter See- 
höhe Asiago. In der 
Mulde allein hat sich 
die Form einer Hochfläche deutlich erhalten; dagegen geht 
schon in dem nach Süden ansteigenden Teil des Plateaus 
der Hochflächencharakter im einzelnen ganz verloren. Hier 
hat das entlang der Klüfte und Kalkspalten eindringende 
Regenwasser die Hochfläche zu einer wilden Karstlandschaft 
zerfressen und nur im Großen, in der Höhe der Gipfel und 
Rücken verrät sich das ursprüngliche Plateau. An seinem 
Südrand erhebt es sich auf izoo bis 1500 Meter und bricht 
zwischen Caltrano und Bassano steil 1000 Meter tief zu dem 
nach Süden vorliegenden, schon dem Venezianischen Tief- 
land angehörigen Hügelland ab. Rascher steigt die Hoch- 
fläche gegen Norden an, um dort in senkrechter Wand ins 
Sugana abzustürzen. Dieser mit verschiedenen Gipfeln
	        
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