Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Schlachten am Jsonio. 
wandelten die Abhänge vor der ganzen Front in einen 
feuerspeienden Berg mit unzähligen kleinen Kratern, aus 
denen ohne Unterlaß unter Poltern und Krachen schmutzig 
gelbe Rauchwolken aufstiegen, die einen penetranten Gestank 
erzeugten. Oft schien es, als wolle sich der ganze Karstboden, 
auf dem sich unsere Stellungen hinzogen, lockern und in einen 
Regen abgesprengter Steine auflösen. Dennoch gab es 
verhältnismäßig wenig Verluste. Ohne die Sand-- 
fäcke auf den Brustwehren der in den Felsboden gesprengten 
oder gehauenen Schützengräben hätten sie sich allerdings ver- 
zehnfachen müssen. Die in die Feuerlinie vorgehenden Reserven 
ihrerseits durchmaßen die Strecke im Laufschritt, in möglichst 
aufgelösten Linien und 
in gebückter Stellung, 
wobei der Mann seinen 
Kopf zunächst dadurch 
vor Schrapnellstücken 
zu schützen suchte, daß 
er den Tornister oder 
Rucksack über denselben 
emporschob. Jnderer- 
reichten Stellung diente 
der hingeworfene Ruck- 
sack oder Tornister wie- 
der als Gewehrauflage 
und Kopfschutz bis tu 
was Besseres geschaffen 
war. So kam es, daß 
die Italiener oft die 
ganze Besatzung eines 
Frontstückes für ver- 
nichtet hielten und dann 
von ihr beim Heran-- 
kommen mit Schnell- 
feuer überschüttet und 
zurückgejagt wurden. 
Mit Stolz können un- 
sere Truppen zurück- 
blicken auf die Wider- 
standskraft, die sie hier 
entwickelt haben. Bei 
Tage regungslos im 
feindlichen Massen-- 
feuer, abends und 
nachts unterwegs, um 
Nahrung und das am 
Karst so kostbare Wasser in die Schützengräben zu schaffen und 
dazwischen immer wieder Abwehr feindlicher Angriffe. Am 
meisten hatte vielleicht ein Brünner Bataillon auszuhalten, 
in dessen Stellung innerhalb einer halben Stunde 400 ein- 
fallende Granaten gezählt wurden. Auch ein Landsturm- 
bataillon zeichnete sich aus, das fünf italienische Bataillone 
auf 400 Schritte herankommen ließ und dort durch sein Feuer 
bis zur glücklichen Entscheidung in Schach hielt. 
Der 2. Juli brachte dem Feinde eine neue Niederlage. 
Nach vergeblichen Vorstößen bei Sagrado und Polazzo begann 
gegen Abend wieder ein von mindestens zwei Divisionen 
geführter Angriff gegen den Abschnitt Polazzo—Monte 
Cosich. In kühnem Gegenangriff jagten kroatische Truppen 
den Feind unter schweren Verlusten in die Jsonzoebene 
zurück und eroberten zwei Maschinengewehre. Der Armee- 
kommandant war Zeuge ihres Heldenmutes. Gegen den 
Görzer Brückenkopf südwestlich des Monte Sabotino an 
Geschichte des Weltkrieges. II. 
diesem Tage angesetzte feindliche Angriffe wurden gleichfalls 
blutig abgewiesen. 
Am z. und 4. Juli erneuerte der Feind seine Anstrengungen, 
am Rande des Plateaus von Doberdo Fuß zu fassen. Dies- 
mal waren die Angriffe besonders gegen den kleinen Abschnitt 
Polazzo—Redipnglia gerichtet. Tagsüber Beschießung aus 
schwerem Geschütz, in den Nachmittags- und Abendstunden 
Stürme der Infanterie, am z. mit vier, am 4. mit acht 
Regimentern. An beiden Tagen kam es zu erbitterten Nah- 
kämpfen, die damit endeten, daß der Feind im Gegenangriff 
von den Höhen hinabgeworfen wurde. 
Am 5. Juli erfolgte nochmals ein allgemeiner Angriff der 
4 italienischen Armeekorps gegen unsere ganze Front von 
Görz bis zum Meere unter mächtiger Artillerieunterstützung. 
Sie wurden vollständig zurückgeschlagen und erlitten furcht- 
bare Verluste. Am Görzer Brückenkopf hatte der Infanterie- 
angriff um 11 Uhr vormittags eingesetzt und zwar gingen 
gegen Oslavija stärkere, gegen die nördlich anschließende 
Front schwächere Kräfte vor. Dieser Angriff wurde abge-- 
wiesen. Ebenso wurden bis %3 Uhr nachmittags noch zwei 
starke Vorstöße des Feindes durch das wackere Pecser 
Infanterieregiment Erzherzog Friedrich Nr. 52 und ein 
weiterer Angriff durch die tapfere Dalmatiner Landwehr 
zurückgeschlagen, die dabei durch das Infanterieregiment 
Hindenburg Nr. 69 mit flankierendem Feuer kräftigst unter- 
stützt wurde. In der Nacht versuchten italienische Abteilungen, 
an die Brücke bei Lucinico heranzukommen und wollten sich 
in den Mauern des verbrannten Dorfes einnisten. Aber sie 
bekamen dort so wirksames Artilleriefeuer, daß sie unter 
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