Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Feldzug gegen Rußland. 
Feind rückte langsam nach, offenbar wollte er zunächst ge- 
nauere Anfklärnngs-- und Erkundungsergebnisse über die 
neue Stellung und über die Verteilung und Gruppierung 
der Kräfte abwarten, bevor er zu einem Angriffe schritt. 
Zur einheitlichen Leitung der technischen Verstärkung und 
der Verteidigung der Jkwafront wurde die Armee FZM. 
v. Pu hallo am 19. der 2. Armee unterstellt, während 
die 4. Armee in den Verband der neugebildeten Heeres- 
gruppe GdI. v. Linsingen trat. 
GdJ. v. Linsingen erhielt vom Armeeoberkom- 
mando im Einvernehmen mit der deutschen Heeresleitung den 
Befehl, das weitere Vordringen des Nordflügels der russi- 
schen Kräfte südlich des Pripiatjgebietes zu verhindern. Von 
der Anschauung ausgehend, daß die russische Armee, wenn 
sie in Front und Flanke gleichzeitig angegriffen werde, den 
Rückzug antreten müsse, befahl 
GdJ. v. L i n s i n g e n der 4. Ar-- 
mee,dem russischen Angriffe festen 
Widerstand entgegenzusetzen und 
ordnete gleichzeitig das Bereitste!- 
len von drei Infanteriedivisionen 
als Heeresgruppenreserve hinter 
dem linken Flügel der 4. Armee 
an. Den beiden Kavalleriekorps 
GdK. Freiherr v. Hauer und 
FML. Graf Herberstein (früher 
B e r n d t) wurde anbefohlen, das 
Gelände bis zum Styr vom Feinde 
zu säubern und die Übergänge über 
diesen zu sperren. Die von Norden 
herangeführten deutschen Truppen- 
teile (XXIV. Reservekorps und 
5. Kavalleriedivision) sollten dann 
mit den Kavalleriekorps und den 
drei Infanteriedivisionen der 4. Ar- 
mee zu einem Stoß gegen die 
rechte Flanke der Russen angesetzt 
werden. 
Die Russen, die am 19. an die 
Front der 4. und Armee heran¬ 
gekommen waren, versuchten in der 
Nacht zum 20., den Lucker Brücken- 
köpf durch gewaltsamen Angriff zu 
nehmen. Hiebet wurden mehr als 
zehn Angriffe starker russischer Sturmkolonnen, die stellenweise 
bis in die Stellungen drangen, im Handgemenge abgewiesen. 
Gegen den Brückenkopf von Luck gingen 2 russische 
Korps vor. Im Brückenkopfstand das verstärkte XIV. Korps, 
GdJ. Roth (z Divisionen und nebstbei eine Infanterie- 
division in Verwendung zur technischen Ausgestaltung des 
Brückenkopfes). Da der Lucker Brückenkopf den österreichisch- 
ungarischen Truppen jederzeit einen Uferwechsel mit starken 
Kräften ermöglichte, welche die östlich des Styr haltende 
russische Front durch Aufrollung ernstlich gefährden konnten, 
so mußte es das naturgemäße Bestreben der Russen sein, 
sich so rasch als möglich in Besitz dieses Brückenkopfes zu 
setzen. Sie versuchten deshalb in der Nacht zum 21. aber- 
mals einen überraschenden Angriff gegen die Ost- und Süd- 
Westfront des Brückenkopfes, ohne jedoch durchbrechen zu 
können. Am 22. brachte der Feind seine Infanterie ganz 
nahe an die Südostfront heran, und verstärkte seine Artillerie 
gegenüber der Ostfront des Brückenkopfes. Diese Maß- 
nahmen sowie ein Vorstoß russischer Kräfte über den Styr 
knapp nördlich der Jkwamünduug, wobei es den Russen 
gelang, sich vorübergehend am Westufer zu behaupten, 
wurde vom Feinde offenbar zum Zwecke der Täuschung 
über die beabsichtigte Angriffsrichtung ins Werk gesetzt, 
denn in der Nacht zum 2z. brachen starke russische Kräfte 
überraschend gegen die Nordostfront des Brückenkopfes zum 
Angriff vor und drangen im Abschnitte eines ostgalizischen 
Regimentes ein, wodurch die Verteidigungsfront der 24. In- 
fanteriedivision durchbrochen wurde, welcher Umstand die 
Räumung des Brückenkopfes zur Folge hatte.— Da es den 
nachdrängenden Russen gelang, sich eines Überganges 
nördlich Luck zu bemächtigen und auf das westliche Styrufer 
vorzustoßen, so mußte die neue Widerstandslinie des XIV. 
Korps in die Linie Zaborol — östlich Polonnaja Gorka verlegt 
werden. Das südlich stehende IX. Korps bog im Anschlüsse 
seinen Nordflügel ab, während Teile 
des nördlich an das XIV Korps 
anschließenden X. Korps, unterstützt 
durch Reserven, aus dem Räume 
von Sierniki einen Gegenangriff 
in südöstlicher Richtung versuchten, 
um die nördlich Luck auf das 
Westufer des Styr übergegangenen 
Russen zurückzuwerfen. Das x. 
Korps hatte jedoch mit diesem 
Angriffe keinen durchschlagenden 
Erfolg und nahm dann seinen 
rechten Flügel an die Sierna zurück. 
Inzwischen traf im Räume 
westlich Luck das XVII. Korps, 
FML. K k i t e k, als Verstärkung 
ein und wurde dem 4. Armeekom- 
mando unterstellt. Die Russen 
stellten jedoch die Offensive in west- 
licher Richtung ein, weil ihre Auf- 
merksamkeit nunmehr auf die Vor- 
gänge am Nord flügel gelenkt wurd e. 
Zur Durchführung des beabsich- 
tigten Flankenstoßes befahl GdJ. 
v. Li nsi n g en am 19. September 
dem aus der deutschen?.Kavallerie- 
division und der k. ungarischen 
Hj. Honvödkavalleriedivision ge¬ 
bildeten Kavalleriekorps GdK. 
v. Heydebreck und dem südlich im Anschlüsse stehenden 
Kavalleriekorps GdK. Freiherr v. Hauer die zwischen 
Stochod und Styr stehenden russischen Kavalleriestreitkräfte 
(russisches IV. Kavalleriekorps Gyllenschmidt) über 
den Styr zu werfen und die Styrübergänge zu sperren. 
Das Kavalleriekorps Heydebreck ging gegen den Pri¬ 
piatj—Styrwinkel, abwärts Mulczyce, das Kavalleriekorps 
Hauer gegen den Styr aufwärts Mulczyce vor und 
letzteren gelang es, den Feind nach und nach gegen die Styr- 
Übergänge zurückzudrängen. Durch die gegen Osten vor- 
rückenden beiden Kavalleriekorps gedeckt, rokierte das deutsche 
XXIV. Reservekorps von der nördlich des Pripiatj stehenden 
Bugarmee über Lubiaz am Pripiatj, Lnbieszöw, Rudka, 
Czerwiszcze, Leszniewka nach Maniewiczy, wo es mit den 
Teten am 2z. eintraf. Vor dem rechten Flügel des Kavallerie- 
korps Hauer leistete der Feind am 24. in der Linie Boro- 
wiczy—Dolzyca (südlich Jablonka)—Okonsk noch zähen 
Widerstand, vor dem linken ging er auf Rasailowka zurück. 
Von der 4. Armee versammelte sich das XVII. Korps 
Otto Ritter von Bemdt.
	        
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