144 Feldzug gegen Rußland. Feind rückte langsam nach, offenbar wollte er zunächst ge- nauere Anfklärnngs-- und Erkundungsergebnisse über die neue Stellung und über die Verteilung und Gruppierung der Kräfte abwarten, bevor er zu einem Angriffe schritt. Zur einheitlichen Leitung der technischen Verstärkung und der Verteidigung der Jkwafront wurde die Armee FZM. v. Pu hallo am 19. der 2. Armee unterstellt, während die 4. Armee in den Verband der neugebildeten Heeres- gruppe GdI. v. Linsingen trat. GdJ. v. Linsingen erhielt vom Armeeoberkom- mando im Einvernehmen mit der deutschen Heeresleitung den Befehl, das weitere Vordringen des Nordflügels der russi- schen Kräfte südlich des Pripiatjgebietes zu verhindern. Von der Anschauung ausgehend, daß die russische Armee, wenn sie in Front und Flanke gleichzeitig angegriffen werde, den Rückzug antreten müsse, befahl GdJ. v. L i n s i n g e n der 4. Ar-- mee,dem russischen Angriffe festen Widerstand entgegenzusetzen und ordnete gleichzeitig das Bereitste!- len von drei Infanteriedivisionen als Heeresgruppenreserve hinter dem linken Flügel der 4. Armee an. Den beiden Kavalleriekorps GdK. Freiherr v. Hauer und FML. Graf Herberstein (früher B e r n d t) wurde anbefohlen, das Gelände bis zum Styr vom Feinde zu säubern und die Übergänge über diesen zu sperren. Die von Norden herangeführten deutschen Truppen- teile (XXIV. Reservekorps und 5. Kavalleriedivision) sollten dann mit den Kavalleriekorps und den drei Infanteriedivisionen der 4. Ar- mee zu einem Stoß gegen die rechte Flanke der Russen angesetzt werden. Die Russen, die am 19. an die Front der 4. und Armee heran¬ gekommen waren, versuchten in der Nacht zum 20., den Lucker Brücken- köpf durch gewaltsamen Angriff zu nehmen. Hiebet wurden mehr als zehn Angriffe starker russischer Sturmkolonnen, die stellenweise bis in die Stellungen drangen, im Handgemenge abgewiesen. Gegen den Brückenkopf von Luck gingen 2 russische Korps vor. Im Brückenkopfstand das verstärkte XIV. Korps, GdJ. Roth (z Divisionen und nebstbei eine Infanterie- division in Verwendung zur technischen Ausgestaltung des Brückenkopfes). Da der Lucker Brückenkopf den österreichisch- ungarischen Truppen jederzeit einen Uferwechsel mit starken Kräften ermöglichte, welche die östlich des Styr haltende russische Front durch Aufrollung ernstlich gefährden konnten, so mußte es das naturgemäße Bestreben der Russen sein, sich so rasch als möglich in Besitz dieses Brückenkopfes zu setzen. Sie versuchten deshalb in der Nacht zum 21. aber- mals einen überraschenden Angriff gegen die Ost- und Süd- Westfront des Brückenkopfes, ohne jedoch durchbrechen zu können. Am 22. brachte der Feind seine Infanterie ganz nahe an die Südostfront heran, und verstärkte seine Artillerie gegenüber der Ostfront des Brückenkopfes. Diese Maß- nahmen sowie ein Vorstoß russischer Kräfte über den Styr knapp nördlich der Jkwamünduug, wobei es den Russen gelang, sich vorübergehend am Westufer zu behaupten, wurde vom Feinde offenbar zum Zwecke der Täuschung über die beabsichtigte Angriffsrichtung ins Werk gesetzt, denn in der Nacht zum 2z. brachen starke russische Kräfte überraschend gegen die Nordostfront des Brückenkopfes zum Angriff vor und drangen im Abschnitte eines ostgalizischen Regimentes ein, wodurch die Verteidigungsfront der 24. In- fanteriedivision durchbrochen wurde, welcher Umstand die Räumung des Brückenkopfes zur Folge hatte.— Da es den nachdrängenden Russen gelang, sich eines Überganges nördlich Luck zu bemächtigen und auf das westliche Styrufer vorzustoßen, so mußte die neue Widerstandslinie des XIV. Korps in die Linie Zaborol — östlich Polonnaja Gorka verlegt werden. Das südlich stehende IX. Korps bog im Anschlüsse seinen Nordflügel ab, während Teile des nördlich an das XIV Korps anschließenden X. Korps, unterstützt durch Reserven, aus dem Räume von Sierniki einen Gegenangriff in südöstlicher Richtung versuchten, um die nördlich Luck auf das Westufer des Styr übergegangenen Russen zurückzuwerfen. Das x. Korps hatte jedoch mit diesem Angriffe keinen durchschlagenden Erfolg und nahm dann seinen rechten Flügel an die Sierna zurück. Inzwischen traf im Räume westlich Luck das XVII. Korps, FML. K k i t e k, als Verstärkung ein und wurde dem 4. Armeekom- mando unterstellt. Die Russen stellten jedoch die Offensive in west- licher Richtung ein, weil ihre Auf- merksamkeit nunmehr auf die Vor- gänge am Nord flügel gelenkt wurd e. Zur Durchführung des beabsich- tigten Flankenstoßes befahl GdJ. v. Li nsi n g en am 19. September dem aus der deutschen?.Kavallerie- division und der k. ungarischen Hj. Honvödkavalleriedivision ge¬ bildeten Kavalleriekorps GdK. v. Heydebreck und dem südlich im Anschlüsse stehenden Kavalleriekorps GdK. Freiherr v. Hauer die zwischen Stochod und Styr stehenden russischen Kavalleriestreitkräfte (russisches IV. Kavalleriekorps Gyllenschmidt) über den Styr zu werfen und die Styrübergänge zu sperren. Das Kavalleriekorps Heydebreck ging gegen den Pri¬ piatj—Styrwinkel, abwärts Mulczyce, das Kavalleriekorps Hauer gegen den Styr aufwärts Mulczyce vor und letzteren gelang es, den Feind nach und nach gegen die Styr- Übergänge zurückzudrängen. Durch die gegen Osten vor- rückenden beiden Kavalleriekorps gedeckt, rokierte das deutsche XXIV. Reservekorps von der nördlich des Pripiatj stehenden Bugarmee über Lubiaz am Pripiatj, Lnbieszöw, Rudka, Czerwiszcze, Leszniewka nach Maniewiczy, wo es mit den Teten am 2z. eintraf. Vor dem rechten Flügel des Kavallerie- korps Hauer leistete der Feind am 24. in der Linie Boro- wiczy—Dolzyca (südlich Jablonka)—Okonsk noch zähen Widerstand, vor dem linken ging er auf Rasailowka zurück. Von der 4. Armee versammelte sich das XVII. Korps Otto Ritter von Bemdt.