Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Ada) von der 
Hauptstrecke 
Warschau— 
Wilna ab. Die 
volle Bedeu¬ 
tung dieses 
wichtigen Kreu¬ 
zungspunktes 
trat erst her- 
vor, als die 
russischen Hee-- 
re ihren Abzug 
aus dem pol- 
nischen Fest- 
ungsgebiet 
antraten. Die 
Festung muß-- 
te möglichst 
lange gehalten 
werden, um 
diese Beweg-- 
ung 
den 
das sumpfige 
Fuß-- und 
Waldgelände 
der Umgeb- 
ung für einen 
Widerstand 
sehr zustatten. 
Die opera- 
tive Bedeutung der Festung war in gewissem Sinne schon 
ausgeschaltet, als die Armee Eichhorn im Norden und 
die Armeen Scholtz und Gallwitz im Süden der 
Festung ihren Vormarsch in östlicher Richtung fortsetzten, 
dadurch in die Flanken des Waffenplatzes gelangten und 
auch seine rückwärtigen Verbindungen ernstlich bedrohten. 
Wegen der Eisenbahnverbindungen und auch weil der Flanken- 
schütz gegen die Festung bedeutende deutsche Kräfte fesselte, 
erschien es der deutschen Heeresleitung erwünscht, sich bald 
auch in den Besitz dieses festen Platzes zu setzen. 
Nach dem Fall von Lomza am 10. August gingen die 
Deutschen gegen den Narew in der Richtung auf die Stadt 
Bialysiock vor. Eine Woche darauf, am 18. August, er-- 
öffnete ihnen die Einnahme von Kowno die freie Bewegung 
über die Linie Augustow—Sejny—Simno. Am 23.August 
gab ihnen die Besetzung von Osowiec in der Mitte zwischen 
Lomza und Kowno einen wichtigen Durchbruch durch das 
Sumpfgebiet am oberen Bobr. Von hier aus gingen die 
erwähnten Armeen vor und zwar die Armee G a l l w i tz 
aus südwestlicher, die Armee Scholtz aus westlicher und 
nordwestlicher Richtung. Ihr Ziel war, möglichst rasch vor- 
wärtszukommen, den Feind ohne Unterlaß zu verfolgen, 
sich aber durch die Festung Grodno nicht aufhalten zu lassen. 
Diese Absichten der deutschen Heeresleitung wurden in 
vollendeter Art durchgeführt. Der Vormarsch auf Grodno 
darf als eine Musterleistung von Marschfähigkeit und An-- 
griffskraft betrachtet werden. 
Bereits am 29. August war der Abschnitt Sokolka (an 
der Straße Bialystock—Grodno)—Sidra—Lipsk (am Bobr) 
von den deutschen Armeen erreicht worden. Am 31. standen 
die Deutschen bei Kuznica—Nowy--Dwor, etwa 17Kilo- 
Funde in der Festung Grodno: Eine in der äußersten Fortslinie vergrabene 28 cm-Haubitzen-Batterie 
japanischer Herkunst. 
meter von Grodno entfernt. Die Reiterei der Armee E i ch* 
Horn war, östlich von Olita vorbeistreifend, schon an die 
Bahn Grodno—Wilna gelangt und vermochte es, die Ver-- 
bindung zwischen den beiden Orten abzuschneiden. Der Feind 
wurde am 2. September am Njemen zwischen Grodno und 
Olita geschlagen und zur Flucht gezwungen. Die Zeichen 
eines eiligen Rückzuges der Russen machten sich auf der 
ganzen Linie geltend. 
Zu gleicher Zeit erschienen die Vorhuten der Armee 
Scholtz vor der West-, der Armee G a l l w i tz vor der 
Südfront der Festung. Am 2. September begann der Sturm. 
Norddeutsche Landwehrtruppen drangen zunächst, nördlich 
der Straße Nowy-Dwor über die Lococna durchbrechend, 
in das Fort IV ein und nahmen hiebet 500 Mann gefangen. 
Durch badische Truppen folgte am späten Abend die Erobe-- 
rung des weiter nordwestlich gelegenen Zwischenwerkes, welches 
im deutschen Heeresbericht als Fort iVa bezeichnet wird. 
Nach diesen beiden Stürmen gaben die Russen, deren 
Widerstand gebrochen war, die übrigen Forts der West- 
front sowie die Süd- und Nordfront preis. Es war aber noch 
ein schwerer Häuser- und Straßenkampf erforderlich, ehe die 
ganze Stadt am Morgen des 3. September von deutschen 
Sturmtruppen, die über den Njemen gekommen waren, 
erobert wurde. Zwei Divisionen hatten den Fluß, der bei 
Grodno stellenweise 400 Meter breit ist, überschritten. Sie 
eroberten und bedrohten auch die befestigten Werke vom 
jenseitigen Ufer. Dies veranlaßte die Russen, auch die 
letzten von ihnen noch besetzten Teile aufzugeben und mit 
allen Kräften den Rückzug anzutreten. Die Gefechte dauer- 
ten bis in die Nacht hinein fort, am Morgen des 4. war 
der Feind überall geworfen und auch von den Ufern des 
Die Sommeroffenflve der Deutschen in Russisch-Poleu 1915.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.