Volltext: Die europäische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (2 ; 1937)

199 
Zweites Kapitel 
Die spanisch-deutsche Hegemonie bis zur 
Vertreibung der Juden von der 
Pyrenäischen Halbinsel 
(14. und 15. Jahrhundert) 
§ 24. Das spanische Zentrum im 14. Jahrhundert 
Steht das 13. Jahrhundert in der jüdischen Geschichte unter dem 
Zeichen der Hegemonie des französischen und spanischen Zentrums, 
so tritt in dieser Doppelführung im 14. Jahrhundert ein entscheiden 
der Wechsel ein: an die Stelle des französischen Zentrums, das der 
endgültigen Zerstörung entgegengeht, tritt die deutsche Judenheit, 
die unter schwerstem Drucke allen Stürmen der Zeit trotzig die Stirn 
bietet und mit großartiger Einseitigkeit den »Zaun um die Thora« 
zu einer unerstürmbaren Schutzmauer der nationalen Eigenart aus 
baut. Mittlerweile gelangt das spanische Zentrum zu weiterer Ent 
faltung und erst gegen Ende dieser ganzen Epoche fällt es gleich dem 
Zentrum in Frankreich der Vernichtung anheim. Zwar büßt das jü 
dische Geistesleben im Jahrhundert des triumphierenden Rabbinis- 
mus auch in den spanischen Königreichen allmählich seinen Farben 
reichtum ein, immerhin weist die Weltdiaspora auch noch im aus 
gehenden Mittelalter kaum ein anderes Land mit so weitgespanntem 
geistigen Horizont auf wie Spanien. 
Die führende Rolle, die in der Geschichte der spanischen Juden 
heit im 13. Jahrhundert Aragonien spielte, fiel im 14. Jahrhundert 
Kastilien mit seiner zahlenmäßig und wirtschaftlich stärkeren jüdi 
schen Bevölkerung zu. Wohl suchten die ständischen Organisationen: 
die Adelsversammlungen, die sogenannten »Cortes«, und die »Her- 
mandades«, die Verbände der autonomen Städte, im Verein mit der 
katholischen Geistlichkeit, die gegen die »Verjudung des Landes« 
hetzte, die günstige Position der kastilischen Judenheit zu erschüt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.